© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/07 12. Oktober 2007

Leserbriefe

Zum "Fall Eva Herman", JF 38/07, JF 39/07 und JF 40/07

Einwandererfreundlich

Bei der herzlichen Unterstützung Eva Hermans seitens der JF-Leser hat etwas gefehlt: die Einsicht, daß Hermans Anliegen für die Mutterschaft jenem der Muslime entspricht. Der Sinn des Kopftuchs und des Gesichtsschleiers ist ja, die Frau vor den Versuchungen zu bewahren, die ihre Rolle als Mutter gefährden könnten. Insofern Hermans Moralansichten mit solchen Ansichten übereinstimmen, können sie auch als einwandererfreundlich, ihre Kritiker dagegen als ausländerfeindlich gelten ...

Prof. Dr. Hrvoje Lorkovic, Ludwigshafen

 

Zivilcourage gefragt

Ich lebe in der ostfriesischen Mittelstadt Emden und hatte vor wenigen Tagen in einer Buchhandlung folgendes Erlebnis: Ich erkundigte mich nach dem neuen Buch von Eva Herman, das ich nirgendwo auf den vielen Regalen entdecken konnte. Die Verkäuferin reagierte auf meine Nachfrage mit Entrüstung: "Dieses fürchterliche Buch wollen Sie auch lesen?" fuhr sie mich unfreundlich an. Und eine Warnung bekam ich auch gleich verpaßt: "Passen Sie bloß auf, daß Sie für diesen Schrott kein Geld hinlegen!" Mit diesen Worten wendete sie sich ab und ließ mich als verdutzte Kundin stehen.

Solchermaßen gescholten, verließ ich die Buchhandlung und beschloß, mir eine andere zu suchen. Auf dem Heimweg beschlichen mich jedoch unbehagliche Fragen. Ja, ich weiß, ich habe mich für ein Buch interessiert, dessen Aussagen von der Einheitsmeinung des feministischen Mainstream abweichen. Aber muß ich deshalb mit einem derart geringschätzigen, boykottähnlichen Verhalten rechnen? Reicht die quasi-öffentliche Vernichtung von Frau Herman so tief in die einzelne ostfriesische Buchhandlung hinein, daß ich als unbotmäßige Kundin ebenfalls mundtot gemacht werden soll?

Wenn das die Form des Umgangs der "politisch Korrekten" unseres Landes mit unbequemer Meinung ist, dann bedarf es bei einem breitgefächerten Leseinteresse wohl einer zunehmenden Zivilcourage!

Ursula Henrich, Emden

 

Heuchlerische Moralapostel

Es ist schon beschämend, wie in dieser Republik mit der im Grundgesetz verankerten Meinungsfreiheit umgegangen wird. Sicher war die Äußerung von Eva Herman äußerst unglücklich gewählt. Aber daß solche verzeihlichen Ausrutscher eiskalt genutzt werden, um jemanden loszuwerden, stimmt schon bedenklich, mit welchen abgezockten Feministinnen und hetzerischen Medien man es in Deutschland zu tun hat. Daß selbst prominente Mitstreiter sofort lauthals pöbelnd über Eva Herman hergefallen sind, sollte ihr zu denken geben, mit welchen heuchlerischen Moralaposteln sie sich bisher abgegeben hat.

Sven Hauke Ericksen, Tegernsee

 

 

Zu: "Die zwei Gesichter der Freiheit" von Peter Freitag, JF 40/07

Was dahintersteckt

Die Methode ist immer die gleiche: Ein einzelnes - zugegebenermaßen belastetes Wort - wird aus einem längeren Text isoliert; aufgrund dieses Sprachgebrauchs wird dem Verfasser Nähe zum Nationalsozialismus unterstellt.

Eine reflexartige Empörung wird medial aufgeheizt - mit dem Ziel, einen schon seit langem unbequemen Wertkonservativen in die Schmuddelecke zu stellen, weil er an christlichen, gar katholischen Positionen festhält und damit der Abschaffung von Ehe und Familie, der Verhinderung von Elternschaft und einem bindungslosen Individualismus widerspricht, der nur sich selbst als oberste Instanz anerkennt. Letzte Ziele sind, einen Mann, der stört, aus dem öffentlichen Diskurs und schließlich aus dem Amt zu entfernen, wie dies gegenüber Politikern und Publizisten leichter gelingt als gegenüber einem Bischof der römisch-katholische Weltkirche.

Was tatsächlich hinter einer solchen Kampagne steckt, kann man den Kommentaren der meisten Medien entnehmen: Da wird Kardinal Meisner zum "ultrakonservativen Hardliner" abgestempelt; alle bekannten Reizthemen von Zölibat bis zum Schöpfungsglauben werden undifferenziert in einen Topf geworfen; ein Wissenschafts- und Kunstbegriff wird propagiert, der sich rühmt, von Gott emanzipiert zu sein. Was Meisner wirklich gesagt und gemeint hat, interessiert nicht, auch nicht, daß er elf Jahre lang für das anspruchsvolle Projekt des Kunstmuseums - oft gegen innerkirchliche Kritik - gekämpft hat.

Dabei hätte eine aufmerksame Lektüre der Predigt des Kardinals viele Vorurteile ausräumen können. Doch ist es überhaupt noch beabsichtigt, sein wohlbegründetes Anliegen vor dem Hintergrund zweier mörderischer gottloser Ideologien des 20. Jahrhunderts ernstzunehmen und eine Kunstauffassung gelten zu lassen, die seit den Höhlenmalereien von Altamira bis hin zu einem Joseph Beuys und Georg Baselitz in oft provozierenden Ausdrucksformen - und gerade angesichts absurder geschichtlicher Erfahrungen - Zeugnis vom Sinn-Grund unserer Wirklichkeit ablegt?

Dr. Manfred Kraus, Memmingen

 

Politisch korrekte Hysterie

Dieser Artikel trifft den Nagel auf den Kopf. Etwas Hoffnung macht mir jedoch, daß auch eine Tageszeitung wie die Nürnberger Zeitung Leserbriefe abdruckt, die sich kritisch bis spöttisch mit der politisch korrekten Hysterie auseinandersetzen.

Rainer Thesen, Nürnberg

 

Das Gegenteil ist der Fall

Wegen seiner mißverstanden Stellungnahme gilt Kardinal Meisner völlig zu Unrecht als Reaktionär in Sachen zeitgenössischer Kunst, denn das Gegenteil ist nachprüfbar der Fall. Das von ihm geleitete Erzbistum Köln, etwa mit der legendären Kunststation St. Peter, deren Gottesdienste mehr Besucher haben als die Gemeinde eingetragene Mitglieder, ist ein Hort und eine Pflegestätte avantgardistischer Sakralkunst - im Unterschied zu benachbarten Bistümern. Aus dem Trierischen fand hier der Komponist und Experimentalorganist Peter Bares Asyl und Wirkungsstätte, nachdem im heimischen Sinzig ein Konflikt mit seinen Kirchenoberen um das Verbot der von ihm begründeten Sinziger Orgelwoche zum Hinauswurf nach 25 Dienstjahren und Spielverbot an allen katholischen Orgeln des Bistums geführt hatte. Die Sinziger Orgelwoche fand danach zeitweise an der Bonner Kreuzkirche evangelisches Asyl, Peter Bares aber inzwischen eine dankbare Wirkungsstätte an der besagten Kölner Kunststation.

Dr. Detlef Gojowy, Unkel

 

 

Zu: "Flammen und Feuer brennen tief in mir" von Victor Gaché, JF 40/07

Freude und Zorn

Der Artikel über Bok van Blerks erfolgreiches Lied und noch mehr das Lied selbst haben mich sehr bereichert. Noch interessanter ist allerdings die kurze Dokumentation "Why the outcry, beloved country" über die Wirkungen des Liedes in Südafrika, die ebenfalls auf YouTube angesehen werden kann.

Ein deutscher Patriot kann nur in einer fassungslosen Mischung aus Freude (über und für die Buren) und Zorn (über die Verhältnisse hier) vor dieser südafrikanischen Bewegung stehen. Wann wird in den Radios hierzulande so etwas gespielt werden können? Ein langer Weg steht uns noch bevor - aber immerhin zeigt das burische Beispiel, daß es ihn gibt.

Franz Mayer, Berlin

 

 

Zu: "Mit Schwung in die Fäulnis" von Thorsten Thaler, JF 40/07

Orientierungslose Leser

Über den Niedergang in Raten (wie sollte man es anders bezeichnen?) der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gibt es die eine oder andere berechtigte Träne zu vergießen. Der Abschied von einem liebgewonnenen Erscheinungsbild (beileibe nicht allein das "Layout" ist gemeint) geht einher mit dem von einer Institution, die jahrzehntelang Verläßlichkeit und Stilsicherheit vermittelte.

Nun war das alles zwar schon seit längerem am Abbröckeln, zumal inhaltlich; die Konturlinie des Konservativen wurde mehr und mehr zum Feigenblatt. Dem Dammbruch durch den Rechtschreib-Schwenk folgt jetzt konsequent die optische Anpassung.

Gewiß werden Sie darin gerade auch eine Chance für die letzten ausgewiesenen konservativen Zeitungen (JF, Preußische Allgemeine) in der Bundesrepublik sehen. Mancher orientierungslos gewordene Leser dürfte diese über kurz oder lang mit anderen Augen als bisher betrachten. Ich kann nur wünschen - Ihnen als Zeitungsmacher, aber auch der deutschen lesenden Öffentlichkeit -, daß Sie mit Erfolg in diese Lücke stoßen werden.

Jürgen Dudek, Archfeld

 

 

Zu: "Volkspartei ohne Volk", Interview mit Konrad Adam, JF 40/07

Pudding an die Wand nageln

Nach der Lektüre des Interviews mit Konrad Adam fragt man sich, worin sein Renommee und das der FAZ eigentlich begründet ist. Sein entschlossenes "Jein", sein Ausweichen bei allen zentralen Problemfeldern gleicht leider allzusehr der bekannten Übung, einen Pudding an die Wand zu nageln.

Zugleich kann man hier Schlüsse auf den Zustand der FAZ ziehen. Nicht von ungefähr sind mittlerweile die interessantesten, wichtigsten und freimütigsten Texte diejenigen, die nicht von der Redaktion stammen: die Leserbriefe. Sind angesichts der Angepaßtheit unserer Institutionen und ihres bodenlosen Opportunismus solche Entwicklungen Anzeichen für einen neuerlichen "Strukturwandel der Öffentlichkeit", den aber Herr Habermas sicherlich so nicht erwartet hatte? Ferner: "Damals" mußte die seinerzeitige Frankfurter Zeitung noch verboten werden; heute, unter dem Diktat des linken PC-Totalitarismus, besorgt sie das Verstummen selber.

Ähnlich der von Kardinal Meisner unter heftigem Protest der Medien verwandte Begriff "entartete Kunst". "Damals" als Ausstellung zwangsweise unter zum Teil grotesken Fehlurteilen durchgesetzt, findet das heute ebenfalls freiwillig an mancherlei Orten statt.

Das Märchen - nein, das sehr realitätsnahe Gleichnis - von "Des Kaisers neuen Kleidern" wird von unseren Medien nicht nur hinsichtlich Politik und Kultur tagtäglich neu aufgeführt. Die meisten Leser sind sich dessen bewußt; die meisten Redaktionen in ihrer Arroganz aber offenbar nicht.

Dr. Klaus Wippermann, Bonn

 

 

Zu: "Pankraz, H. Janssen und die Alzheimer-Belletristik", JF 40/07

In den Medien behandeln

Bei allem Verständnis dafür, daß man sich als denkender Mensch mit zunehmendem Alter ungern auf das "herrliche Gefühl der Entspannung" beim Wasserlassen reduziert sehen möchte, kann ich doch die von Pankraz gewünschte Alternative einer erfolgreichen Stammzellentherapie nicht teilen. Ist es denn wirklich besser als liebevolle Pflege, wie ein Vampir auf lebendige menschliche Frischzellenzufuhr zu warten? Ein Jungbrunnen auf Kosten der Jungen - mit legaler Abtreibung als notwendiger Voraussetzung? Da ist mir doch eine "trübselige Nachttopf-Existenz" lieber. Denn der Geist ist schließlich nur für die Lebensdauer des langsam verfallenden Körpers an diesen gebunden.

Pankraz spricht hier ein Thema an, das viele Menschen bewegt und das wegen seiner großen Bedeutung endlich einmal unter allen Aspekten in den Medien - statt nur hinter verschlossenen Türen der Ethik-kommission - behandelt werden sollte.

Annemarie Maeger, Hamburg

 

 

Zu: "Lauter linke Parteien" von Detlef Kühn, JF 40/07

"Demokratischer Sozialismus"

Beck liegt falsch: Auch wenn im Godesberger Programm (1959) noch von "demokratischem Sozialismus" die Rede ist, sollte die SPD sich längst schon der sozialen Demokratie verschrieben haben (was ja auch ihr Name besagt). Der demokratische Sozialismus sollte der Linkspartei überlassen bleiben: Sie hat als SED den "real existierenden Sozialismus" vertreten, und es ist nun ihre Sache, wie sie ihn demokratisieren will.

Ärgerlich auch, daß die junge Generation der SPD sich immer noch als "Jungsozialisten" (Jusos) bezeichnet. Jungsoziale oder ganz einfach Junge Sozialdemokraten klänge weitaus erfreulicher. Wenn wir nicht aufpassen, dann werden auf Deutschlands Straßen bald Rufe wie "Der Sozialismus ist tot, es lebe der Sozialismus" oder auch "Prekarier aller Länder, vereinigt euch!" ertönen.

Hans-Gert Kessler, München

 

 

Zu: "Die Pädophilie kommt", Interview mit Gabriele Kuby, JF 39/07

Der Einfluß von Karl Marx

Die Bevölkerung unter 45 Jahren nimmt kaum noch den Einfluß von Karl Marx' Buch "Das Kapital" zur Kenntnis. Die "neuen Ideologien" und die "Verstaatlichung der Erziehung" sind bereits in diesem Buch als Ziele dargelegt. Mir ist nicht so leicht verständlich, warum weithin übersehen wird, daß Kommunismus und Sozialismus aus dem gleichen Buch vorlesen. Der einzige Unterschied ist die Art der Verwirklichung und die Wortwahl. Vergleicht man den Inhalt, dann wird man sehen, daß der sichtbare Unterschied nur in der Intensität liegt.

Karl Marx und Wladimir Iljitsch Lenin hatten die Abschaffung der bourgeoisen Familien zum Ziel, da diese die Produktionsmittel besaßen. Die Sozialdemokraten haben bis heute keine Erklärung abgegeben, aus der hervorgeht, daß sie von Marx abgerückt sind.

Nati Cana, london, England

 

 

Zu: "Revolte gegen das Normale" von Michael Paulwitz, JF 39/07

Leider kein Einzelfall

Michael Paulwitz unterstellt der Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) viel Böses, darunter auch die Absicht, durch die Schaffung vieler Krippenplätze die Familie endgültig zu zerstören und die Kindererziehung ganz dem Staat zu überantworten. Ob sie beides wirklich vorhat, sei einmal dahingestellt.

Aber mehr Krippenplätze können vielleicht auch etwas Gutes bewirken, nämlich mehr Geburten. Denn manch eine junge Frau, die um des erlernten Berufes willen zunächst oder ganz auf Kinder verzichten will, wird sich ihren Kinderwunsch leichteren Herzens erfüllen, wenn sie weiß, daß ihr Kind später mit Sicherheit in einer Krippe aufgehoben ist.

Man mag diese Einstellung zum Kind bedauern, ja tadeln. Aber freuen wir uns wenigstens an den Kindern. Und wo Kinder sind, sind auch Familien. Viele von ihnen sehen heute anders aus als auf Ludwig Richters Bildern; die Zeiten sind eben anders. Ohne von der Ministerin provoziert worden zu sein, greift Herr Paulwitz sie seinerseits mit übersteigerter Polemik ("Marxismus") an; in der JF leider kein Einzelfall.

Bernhard Forssman, Erlangen

 

Schon im Säuglingsalter

Alle bisherigen Maßnahmen zur Hebung der Geburtenfreudigkeit haben sich als wirkungslos erwiesen. Jetzt sollen Müttern, die ihre Kinder familiengerecht erziehen, ihre Kinder möglichst schon im Säuglingsalter entzogen werden, nachdem sie seit Willy Brandt als "Heimchen am Herd" beschimpft wurden.

Deshalb der Gegenvorschlag: zunehmende Steuerbefreiung nach Kinderzahl, steuerfrei ab dem dritten Kind, Ermäßigung der Rentenbeiträge nach Kinderzahl, Rentenauszahlung nach Kinderzahl und - was bisher aus Feigheit vor Verlust an Wählerstimmen unterblieb - steuerliche Belastung von Singles und Kinderlosen entsprechend dem Lebensstandard einer Familie mit drei Kindern.

Prof. Dr. H. Schröcke, Kottgeisering

 

 

Zu: "Kampf den Ungläubigen" von Fabian Schmidt-Ahmad, JF 37/07

Und die moslemischen Frauen?

Vielleicht sollten Sie einmal das Freiheitsgelöbnis der Freiheitsglocke im Schöneberger Rathaus behandeln. Dort steht: "Ich glaube an die Unantastbarkeit und an die Würde jedes einzelnen Menschen. Ich glaube, daß allen Menschen von Gott das gleiche Recht auf Freiheit gegeben wurde. Ich verspreche, jedem Angriff auf die Freiheit und die Tyrannei Widerstand zu leisten, wo auch immer sie auftreten mögen."

Wie ist es mit der Rolle der muslimischen Frauen in Deutschland? Wo bleibt die Einlösung dieses Versprechens angesichts der menschenunwürdigen Unterdrückung, die viele muslimische Frauen seitens ihrer Ehemänner, Väter oder Brüder hier zu erdulden haben?

Katharina Liepelt, Berlin


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