© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/07 19. Oktober 2007

Volksverdummung
von Doris Neujahr

Der SPD-Fraktionschef im brandenburgischen Landtag, Günter Baaske, möchte das auf Regierungsebene "eher kühle" Verhältnis zwischen Deutschland und Polen "von unten anwärmen". Dazu schlägt er vor, gemeinsam ein deutsch-polnisches Geschichtsbuch zu erarbeiten. Mit seiner Parteifreundin Gesine Schwan, Rektorin an der Frankfurter Viadrina, stehe eine "exzellente Expertin" dafür zur Verfügung.

Der Baaske-Vorschlag ist so naiv, wie Schwan inkompetent ist. Die Regierungsbeauftragte für die deutsch-polnischen Beziehungen steht stellvertretend für die meisten aktuellen Polen-Experten. In geschichtspolitischen Streitfragen hat sie stets die Positionen der Gegenseite übernommen, um "Vertrauen" zu schaffen. Die Kaczyńskis kamen trotzdem an die Macht, und Schwan war überrascht und überfordert. Ihre Verblüffung wäre geringer ausgefallen, wenn sie sich weniger einseitig über die deutsch-polnischen Beziehungen in den zwanziger und dreißiger Jahren informiert hätte. Analog dazu wäre ein deutsch-polnisches Lehrbuch ein Spiegelbild deutscher Geschichtsvergessenheit. Vor zwei Jahren erarbeiteten das Deutsche Historische Institut in Warschau und das polnische Institut des Nationalen Gedenkens eine gemeinsame Ausstellung zum Kriegsbeginn 1939. Für den Bromberger Blutsonntag, der mehrere tausend Deutsche das Leben gekostet hatte, wurden zunächst zehn, dann 100 bis 300 Opfer angegeben - als politische Kompromißformel. Unsere Schüler haben das Recht, vor Volksverdummung verschont zu bleiben!


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