© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/07 19. Oktober 2007

Ruhestand als Fremdwort
Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft: General a. D. Reinhard Uhle-Wettler wird 75
Hans-Joachim von Leesen

Jahr für Jahr treten Bundeswehrgenerale in den Ruhestand - in der Regel noch gesund und tatkräftig. Auffallend wenige dieser Männer, geübt in Menschenführung und Organisation, begegnen einem später in Ehrenämtern, die zu übernehmen die Bundesbürger doch in den vergangenen Jahren verstärkt von der Regierung aufgerufen werden. Noch seltener sind hohe Offiziere im Ruhestand, die sich nicht mehr an die politische Korrektheit halten, der sie vorher verpflichtet waren.

Eine der Ausnahmen ist der Brigadegeneral a. D. Reinhard Uhle-Wettler, der am 20. Oktober 75 Jahre alt wird.

Reinhard Uhle-Wettler (nicht zu verwechseln mit seinem fünf Jahre älteren Bruder Franz Uhle-Wettler) wurde in Kiel als Sohn eines Polizeioffiziers geboren, der später reaktiviert wurde. Seine Eltern entstammen evangelisch-lutherischen Pfarrhäusern, deren geistliches Erbe bei Reinhard Uhle-Wettler in guten Händen ist. Er wuchs in Jena auf und betont heute noch, wie sehr ihn seine Mitgliedschaft im Deutschen Jungvolk beeinflußt habe.

Um den Vater, der am Ende des Zweiten Weltkrieges als Oberst und Regimentskommandeur in westlicher Gefangenschaft war, nicht zu gefährden, floh die Familie 1946 aus der sowjetischen Besatzungszone nach Schleswig-Holstein. Es ging ihr, wie damals so vielen Deutschen, herzlich schlecht. So landete der Sohn zunächst als Landarbeiter beim Bauern, besuchte dann wieder das humanistische Gymnasium, jetzt in Lübeck, mußte den Schulbesuch unterbrechen, um durch Arbeit im Bergbau untertage das notwendige Geld zu verdienen, wurde von Verwandten in Hessen aufgenommen, wo er 1953 das Abitur ablegte. Nach dem Besuch der Schiffsjungenschule fuhr er zwei Jahre lang bei der Handelsmarine um die Welt.

Im April 1955 trat er als Offiziersbewerber in den Bundesgrenzschutz ein. Die dort vermittelte harte und fachlich vorzügliche Ausbildung legte das Fundament, von der er, wie er gern erzählt, in seiner gesamten Militärzeit gezehrt hat. 1956 trat er zur neugegründeten Bundeswehr über, wo er rasch die Rangleiter emporstieg. Auf seinen Wunsch kam er den Fallschirmjägern und fand Verwendungen in der Truppe, in Stäben, Schulen und im Ministerium.

Als Höhepunkte seines militärischen Lebens bezeichnet er die Verwendungen als Chef einer Fallschirmjägerkompanie, als Kommandeur eines Fallschirmjägerbataillons und als Kommandeur einer Panzerbrigade. 1990 trat er als Brigadegeneral in den Ruhestand. Von Kameraden hört man heute noch, daß er schon während seiner Dienstzeit nicht zu jenen Offizieren gehörte, die sich mit ihren Meinungsäußerungen zurückhielten.

Im Ruhestand meinte er, durch Gründung eines Freundeskreises, der dann schließlich in der Deutschen Sozialen Union (DSU) mündete, mithelfen zu können, Kräfte zu sammeln, die sich um die nationalen Interessen des deutschen Volkes und den Erhalt der überkommenen Werteordnung sorgen sollten. Seine Tätigkeit für die DSU endete, wie bei so vielen Deutschen, in tiefer Enttäuschung über das Parteienwesen.

Nach einer mentalen Erholung ließ er sich bewegen, die Leitung der Anfang der sechziger Jahre im Umfeld der Landsmannschaft Ostpreußen gebildeten Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft (SWG) zu übernehmen. Diese Gesellschaft ist darum bemüht, parteipolitisch unabhängig im vorparlamentarischen Raum Menschen zu sammeln sowie umfassende und sachkundige Informationen als Rüstzeug für die geistige Auseinandersetzung zu vermitteln. Es geht ihr in erster Linie um die Erhaltung der Substanz des Volkes und um die Abwehr von Kräften, die Deutschland und die Deutschen schwächen.

Neben regelmäßigen Vortragsveranstaltungen, zu denen seit jeher namhafte Persönlichkeiten des politischen und wirtschaftlichen Lebens als Referenten gewonnen werden, gibt die SWG das Deutschland-Journal heraus, in dem in grundlegenden Aufsätzen zu Fragen der Zeit Stellung genommen wird. Die SWG lebt von Spenden ihrer Mitglieder und Freunde, die es ihr auch ermöglichen, eine hauptamtliche Geschäftsstelle zu unterhalten. Höhepunkte ihrer Arbeit waren in den vergangenen Jahren Tagesseminare etwa zum Thema "Preußen und das preußisch-deutsche Reich - Die Praxis des effizienten Staates" oder jüngst "Die Ursachen des Zweiten Weltkrieges - Fragen von gestern oder für morgen?", zu denen jeweils mehrere hundert Menschen zusammenkamen.

Neben seiner Aufgabe als SWG-Leiter ist Uhle-Wettler auch als Autor des Buches "Die Überwindung der Canossa-Republik" und Mitautor von "Armee im Kreuzfeuer" hervorgetreten.


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