© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/07 19. Oktober 2007

UMWELT
Weniger ist manchmal mehr
Michael Howanietz

Die diesjährige bäuerliche Ertragslage weist differente Entwicklungen auf. Enttäuschend verlief die heurige Ernte vor allem bei Getreide. Hier konnten in Deutschland knapp 40 Millionen Tonnen (neun Prozent weniger als 2006) eingebracht werden. Besonders bei Weizen, Winter- und Sommergerste waren die Einbußen dramatisch. Ein Umstand, der nicht nur zur Verteuerung von Getreide, sondern auch zu Preisanhebungen bei Fleisch führen wird, da es der Viehwirtschaft als Futtermittel dient. Der Ausgleich erfolgt über Importe aus Frankreich und Ungarn. Anders die Situation bei Äpfeln. Hier konnte mit 952.000 Tonnen der Vorjahreswert gehalten werden. Auch bei Salat und Kohlgemüse verlief die Ernte zufriedenstellend. In der Apfelsaftproduktion hingegen ist mit Verteuerungen zu rechnen, da die osteuropäischen Mostapfelbauern Ernteausfälle hatten.

Nicht von statistischem, jedoch gesundheitlichem Wert sind die Feststellungen der TU München zu einer "Ernte" anderer Art. Die Studienautoren kommen zu dem Ergebnis, daß Kühe aus Weidehaltung durchschnittlich 7.000 Liter pro Jahr, solche aus Stallhaltung 10.000 Liter liefern. Mehr als ausgeglichen wird die in Weidehaltung geringere Produktion durch den markant höheren Gesundheitswert der Weidekuh-Milch. So sind die Anteile an den die Blutfettwerte reduzierenden Omega-3-Fettsäuren und den als Krebsvorbeugung bekannten konjugierten Linolsäuren signifikant höher, als dies bei Kühen in Stallhaltung der Fall ist. Das oberste Globalisierungsdogma widerlegend, macht also nicht die Menge den Wert. Der Grundsatz: "Weniger ist mehr!" bleibt besonders auf agrarische und damit ernährungsphysiologische Belange übertragbar.


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