© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/07 19. Oktober 2007

Meldungen

Friedländer: Holocaust ist nicht mehr möglich

FRANKFURT/MAIN. Der am vergangenen Sonntag in der Frankfurter Paulskirche mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnete israelische Historiker Saul Friedländer hat literarisch mit der Vernichtung der Juden durch die Nationalsozialisten weitgehend abgeschlossen. "Ich werde nicht mehr über den Holocaust schreiben, nichts Langes jedenfalls", sagte der 75jährige der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Der Historiker, als dessen Hauptwerk die Analyse "Das Dritte Reich und die Juden" gilt, hat gerade mit einer Arbeit über Franz Kafka begonnen. Ein Verbrechen wie den Holocaust hält Friedländer in der "modernen westlichen Welt" nicht mehr für möglich. Als größte Gefahr der heutigen Zeit bezeichnete Friedländer den religiösen Fundamentalismus. "Tatsache ist, daß alle fanatischen, gefährlichen Bewegungen unserer Zeit von ultrareligiösen Fundamentalisten ausgehen - und das schließt die Juden nicht aus", sagte er.

 

Lebensrechtler verteilen Embryonenmodelle

KÖLN. Mit einer Kundgebung vor dem Kölner Dom hat die christliche Lebensschutzinitiative "Durchblick" (Bruchsal bei Heidelberg) am 13. Oktober eine Aktion gegen Abtreibung gestartet. In den kommenden Wochen sollen in den Städten Köln, Bonn, Düsseldorf und Wuppertal eine Million Embryonenmodelle aus Kunststoff verteilt werden. Die Modelle zeigen ein ungeborenes Kind in der zehnten Schwangerschaftswoche. Damit will der Verein auf die jährlich über 200.000 Abtreibungen in Deutschland aufmerksam machen. Mit 1.000 Paar Kinderschuhen, die auf der Domplatte aufgestellt worden waren, veranschaulichten die Lebensrechtler zudem die Zahl der pro Werktag im Mutterleib getöteten Kinder. Der Vorsitzende des Vereins, Thomas Schührer, forderte vor rund 250 Teilnehmern dazu auf, Frauen vor einer Abtreibung besser über mögliche Folgen aufzuklären. "Dagegen kann doch selbst jemand, der eine liberale Abtreibungsgesetzgebung befürwortet, nichts haben." Zahlreiche Passanten, die sich über die Aktion informierten, äußerten überwiegend Zustimmung. Langfristig will der katholisch geprägte Verein Embryomodelle an alle Haushalte in Deutschland verteilen. Nach seinen Angaben wurden in Baden-Württemberg und Bayern bereits 250.000 Modelle verteilt.

 

Autoren kritisieren Verbot von Billers Buch

MÜNCHEN/BERLIN. Das Verbot des umstrittenen Romans "Esra" von Maxim Biller durch das Bundesverfassungsgericht stößt bei Literaten auf Unverständnis. Die Schriftstellerin Juli Zeh ("Spieltrieb") nannte die Entscheidung in der Süddeutschen Zeitung "verheerend". Ihr österreichischer Kollege Thomas Glavinic ("Das bin doch ich") bedauerte im selben Blatt, der Willkür seien nun Tür und Tor geöffnet. Ein Roman sei eine Kulturäußerung und könne nicht als persönliche Bloßstellung oder gar Beleidigung behandelt werden. Des Autor und Rechtsanwalt Georg Oswald ("Vom Geist der Gesetze") kritisierte in der Welt, das Urteil zeige, daß "man der Kunst die Freiheit nicht in dem Maße zubilligen will, wie sie ihr eigentlich von der Verfassung zugesagt worden ist". Das Verfassungsgericht hatte vorigen Freitag das Verbot von Billers Roman bestätigt, weil er die Persönlichkeitsrechte der Ex-Freundin des Autors in unzulässiger Weise verletze. Schriftsteller müßten Vorbilder aus der Realität in ihren Romanen um so mehr ano­nymisieren, je mehr intime Darstellungen der Romanfiguren vom Leser auf deren Vorbilder bezogen werden, meinte das Gericht.

 

Sprach-Pranger

"For the spirit of your game?"

Werbespruch des in Oberfranken ansässigen Golfausrüsters Sportspirit


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