© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/07 09. November 2007

Den Finger am Abzug
von Günther Deschner

Wenn die Nuklearmacht Pakistan wackelt, kriegt die Welt das Fürchten. Gerade hat Präsident Musharraf den Ausnahmezustand erklärt. Vordergründig ging es darum, daß Pakistans oberstes Gericht die Personalunion von Armeechef und Präsident für verfassungswidrig hält und ein entsprechendes Urteil fällen will. Dahinter steht aber, daß das Land immer weniger regierbar ist. Lange hatte Musharraf Islamisten, Demokraten, den Geheimdienst und die Amerikaner gegeneinander ausspielen können. Doch inzwischen liegen die Dinge anders: Im Norden haben fanatische Islamisten das Sagen, die Taliban haben sich eingerichtet, al-Qaida soll sich dort neu aufstellen und Anschläge vorbereiten. Die Gefahr eines Bürgerkrieges wächst.

Islamistischer Terrorismus in einem wankenden Nuklearstaat - diese Kombination macht der Welt Angst. Musharrafs autokratische Hand und seine Rolle als Zahlungsempfänger des amerikanischen Imperiums feuert die Islamisten an. An baldige Wahlen glaubt niemand mehr.

Beobachter haben schon lange gesagt, nicht Irak, Iran oder Afghanistan, sondern Pakistan sei das wahre Pulverfaß im Nahen Osten. Das bewahrheitet sich jetzt: Wenn in der Dauerkrise Pakistans islamistische Extremisten siegen, dann haben sie den Finger am nuklearen Abzug. Die Amerikaner bekommen es nun mit der Angst zu tun. Mitten in der Vorbereitung zu einem weiteren Militärabenteuer bröselt ihnen ein Baustein für die Schaffung einer neuen Weltordnung weg. Zu Schadenfreude gibt es allerdings keinen Anlaß.


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