© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/07 09. November 2007

Frisch gepresst

Hindenburg. In den ersten Rezensionen, die sich mit Wolfram Pytas Hindenburg-Porträt befaßten, war das Staunen groß: Merkwürdig, so hieß es unisono, daß dieser historischen Figur erst zum 160. Geburtstag eine umfassende Biographie gewidmet worden ist. Tatsächlich kann man weder dem Versuch des Preußenhassers Wheeler-Bennett über den "hölzernen Titanen" (1939) noch der im Exil entstandenen polemischen, wiewohl gut lesbaren Arbeit von Emil Ludwig-Cohn (1935) noch der Studie von Walther Hubatsch (1966) oder gar der arg hagiographischen Bemühung Werner Masers (1989) und schon gar nicht dem marxistisch-leninistischen Reduktionismus eines Wolfgang Ruge (Porträt eines Militaristen, Berlin-Ost 1975) zubilligen, einen wissenschaftlich objektiven Beitrag geliefert zu haben. Insoweit beginnt die ernstzunehmende Hindenburg-Forschung wirklich erst mit Pytas dickleibigem Opus (Hindenburg. Herrschaft zwischen Hohenzollern und Hitler, Siedler Verlag, München 2007, gebunden, 1.117 Seiten, Abbildungen, 49,95 Euro). Wären da nicht die Familienpapiere, ein Quellenbestand, der dem Stuttgarter Historiker vorenthalten wurde, könnte man angesichts seiner Gründlichkeit sogar die Voraussage wagen: Mit diesem Werk beginnt sie nicht nur, sondern endet sie auch. Daß ein solcher Kraftakt folglich keine geringen Anforderungen an den Leser stellt, läßt sich ahnen. Zumal Pyta die komplizierte "Beziehungsgeschichte" des "Vaters des Vaterlandes" zu seinen Deutschen "entmythologisierend" in Angriff nimmt und damit jeden Versuch im Ansatz torpediert, sich seine Biographie als Nachttischlektüre zurechtzulegen.

 

NPD. Die NPD ist im Gespräch: Beinahe wöchentlich wird ein neues Verbotsverfahren gefordert, andere rufen zur Kündigung ihrer Konten auf, und irgendwo sorgt ein Immobiliengeschäft für Aufregung. Zusätzlich erscheinen in regelmäßigen Abständen diverse Publikationen über die Partei. So auch jüngst Harald Bergsdorfs "Die neue NPD. Antidemokraten im Aufwind" (Olzog Verlag, München 2007, broschiert, 160 Seiten, 14 Euro). Neben einem Vorwort von Eckard Jesse besteht allerdings die Hälfte des Buches aus einer zusammengefaßten Parteigeschichte nebst gescheiterten Verbotsverfahren. Auch die Analyse über Ideologie und Wähler findet sich an anderen Stellen. Allein Bergsdorfs Zwölf-Punkte-Programm gegen die NPD überrascht durch relativ objektive Vorschläge.


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