© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/07 16. November 2007

Meldungen

Familie: Wertschätzung trotz Geburtenquote

BONN. "Sind die Kinder den Deutschen weniger wert geworden?" Keine unaktuelle Frage, die Heiner Meulemann (Universität Köln) in der Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis (Soziale Welt, 1/07) zur Diskussion stellt. Entgegen der allgemein verbreiteten "Verfallshypothese", die von einer seit dreißig Jahren sich verstärkenden "Abwertung" von Kind und Familie ausgeht, ist die Wertschätzung des Kindes zwischen 1979 und 2005 in Westdeutschland konstant geblieben. In der Ex-DDR konnten zwischen 1994 und 2005, ungeachtet sinkender Geburtenzahlen, sogar Indikatoren auf eine gestiegene Wertschätzung ermittelt werden. Überraschend ist auch ein anderer Befund Meulemanns: Nach dem akuten Wertewandel im Zeichen der "Selbstbestimmung" zwischen 1965 und 1975 gewann dieser "individualistische" Wert danach nicht weiter an Bedeutung. Dies erklärt, warum die immanenten und instrumentellen Werte von Kindern - "Kinder als Spaß und Steigerung der Lebensintensität sowie als Hilfe im Alter und Vertrauensperson" - die Erstgeburtsraten ab 1979 wieder erhöhten. Unerklärlich scheint für Meulemann hingegen die Diskrepanz zwischen niedriger Geburtenrate und hoher Kindeswertschätzung in Mitteldeutschland.

 

Ein Stolperstein zum Centrum Judaicum

BERLIN. Die Funktionäre des Berliner Anwaltsvereins und der Rechtsanwaltskammer (RAK) reiten gern an der Spitze der Schwadronen, die sich in der Hauptstadt die Gedächtnispolitik auf die Fahne geschrieben haben. Daß dies ein sehr einseitiges Geschäft ist, erschließt sich schon aus dem Umstand, daß die fürstliche RAK-Residenz unweit des Alexanderplatz den Namen des KPD-Anwalts Hans Litten trägt. Blindheit auf dem linken Auge setzt hingegen ungehemmt Energien frei zur "gegen Rechts" gerichteten "Erinnerungsarbeit". In den endlosen Reigen solcher Veranstaltungen fügt sich am 28. November 2007 die Enthüllung eines Stolpersteins des Kölner Künstlers Gunter Demnig für den 1942 hingerichteten Anwalt Julius Blumen­thal am Hackeschen Markt sowie anschließend die Vorstellung eines Buchs über "Das Schicksal jüdischer Anwälte in Berlin nach 1933" im nahen Centrum Judaicum. Die Besucher erwartet zudem eine Rede von Charlotte Knobloch, der Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland (Berliner Anwaltsblatt, 10/07).


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