© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/07 23. November 2007

UMWELT
Aus Regenwald wird Monokultur
Volker Kempf

Deutschlands Waldfläche nahm von 1992 bis 2005 um etwa 160 Quadratkilometer jährlich zu. Die Zunahme an Waldfläche beruht aber auch nur auf einer Umwandlung von Agrarflächen und Moorlandschaften. Ansonsten nimmt die unbebaute Fläche im Land ab. Und die Waldböden sowie Waldschäden machen Probleme. Aber das sind alles Luxusprobleme, wenn man einen Vergleich mit dem 14 Prozent größeren Paraguay anstellt, wo die Ausweitung von Monokulturen seit 2000 von 110.000 auf aktuell 260.000 Quadratkilometer anstieg. Wie die Umweltorganisation "Rettet den Regenwald" meldet, werden in Paraguay gerade 4.000 Quadratkilometer Urwald in Soja-Plantagen verwandelt. Die größten Brandrodungen seit den Aufzeichnungen werden registriert.

Die Monokulturen werden mit einem intensiven Pestizideinsatz bedacht, was auch Menschen schadet. Angeblich wurden 90.000 Familien binnen zehn Jahren vertrieben. Die "Pro Paraquay Initiative" meldet für die letzten 15 Jahre 6.000 verhaftete Landarbeiter. Wozu diese radikalen Einschnitte? Vor allem für den Soja-Anbau. Soja braucht die zivilisierte Welt als "Fleischfutter" und für Biokraftstoffe. Nichts gegen Umweltschutz-Erfolgsmeldungen hierzulande, aber Ökologen und Sozialverbände schlagen insbesondere in Paraguay Alarm, da die Soja-Nachfrage immense Probleme schafft. Selbst wenn Mißstände im politischen und sozialen System Paraguays behoben wären, bliebe das ursächliche Problem, daß es zu viele Menschen und zuviel Fleischkonsum gibt. Da wird man schon die Frage stellen müssen, wo das rechte Maß liegt und wie weit wir von diesem entfernt sind. Leider werden die Grenzen des Wachstums zerredet und der Urwald vernichtet.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen