© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/07 30. November 2007

Weltmeister der Kriminalität
Südafrika ist nicht WM-tauglich
Richard Hausner

Der mutmaßliche Raubmord an dem früheren österreichischen Fußball-Profi Peter Burg­staller zwei Tage vor der Auslosung für die Fußball-WM 2010 hat der Welt erneut eindringlich das hohe Sicherheitsrisiko in Südafrika vor Augen geführt. Die Bluttat an dem zweifachen Familienvater fand innerhalb einer von Elektrozaun und Sicherheitspersonal geschützten Golfanlage statt. Der Präsident der Sportstätte unterstellte der Regierung daraufhin Unfähigkeit bei der Bekämpfung von Kriminalität und forderte zum WM-Boykott auf. Daß mit Oliver Bierhoff und Georg Behlau auch zwei deutsche Delegierte in ihrem Nobelhotel in Durban ausgeraubt wurden, ist so gesehen nur eine Petitesse.

"Es ist Zeit, Afrikas Menschlichkeit zu feiern", so lautet das Motto der WM, welches die angebliche Wärme, Freundlichkeit, Bescheidenheit und Menschlichkeit seiner Einwohner verdeutlichen soll. Doch all dies steht in fundamentalem Widerspruch zur Realität. 2006 wurden in Südafrika 19.202 Morde registriert, 52 pro Tag, 41 auf 100.000 Einwohner gerechnet. In Deutschland kommen auf 100.000 Einwohner 1,1 Morde, in Österreich 0,9 und in der Schweiz 0,8. Einem Uno-Bericht zufolge liegt Südafrika seit 1998 weltweit in den Kategorien Mord, Totschlag, Angriffe gegen Leib und Leben und Vergewaltigung jeweils auf den Plätzen eins oder zwei. Kennt man diese Fakten, dann wird auch verständlich, warum das österreichische und das deutsche Außenministerium die bestehenden Reisewarnungen nach den jüngsten Vorfällen nicht verschärft haben.

Die Vergabe der WM an Südafrika hat übrigens nichts mit der vielbeschworenen Universalität des Fußballs zu tun. Im Wahlkampf um den Posten des Fifa-Präsidenten im Jahre 1998 zog Joseph Blatter mit seinem Versprechen, Südafrika die WM 2006 zu besorgen, die Stimmen der Dritten Welt auf seine Seite und behauptete sich so gegen seinen europafreundlichen Gegenkandidaten Lennart Johansson - ein wahltaktisches Manöver. Nachdem die WM 2006 dann aber gegen den Willen Blatters an Deutschland ging, wurde Afrika die WM 2010 definitiv zugesichert. Nur afrikanische Länder durften sich bewerben. Südafrika setzte sich gegen Marokko und Ägypten durch.

Fifa-Präsident Blatter ist nun auf Beschwichtigungskurs: "In Zürich ist am Freitagabend auch ein 16jähriges Mädchen getötet worden. Auch dort existiert Kriminalität." Ein Entzug der WM, über den des öfteren spekuliert wurde, gilt als unwahrscheinlich. "Augen zu und durch", heißt vielmehr die Devise. "Ich bin mir absolut sicher, daß wir alle gemeinsam die beste WM aller Zeiten auf die Beine stellen werden, gerade weil sie in Afrika stattfindet", zeigt sich Blatter fest entschlossen.


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