© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/07 30. November 2007

Ausgrabungen der Gegenwart
Neue Archäologie-Schätze
Werner Olles

Der Anthropologe Brian M. Fagan stellt in einem umfangreichen Text- und Bildband die weltweit bedeutendsten Funde der archäologischen Forschung aus den letzten fünfzehn Jahren vor. Machte um 1900 höchstens eine Handvoll Archäologen - denen sich auch oft europäische Abenteurer anschlossen - spektakuläre Ausgrabungen, so ist daraus heute eine global operierende Armee von Forschern geworden, die nach streng wissenschaftlichen Methoden vorgehen. Doch sind die archäologischen Fundstätten durch das unkontrollierte Wachstum der Städte und der Industrie, durch die Überbevölkerung in den Ländern der Dritten Welt, aber auch durch professionelle Raubgräber allerorten bedroht. Die Plünderung des Irak-Museums in Bagdad 2003 hat exemplarisch gezeigt, daß der illegale Antikenhandel genauso boomt wie der Waffen-, Drogen- oder Menschenhandel.

Der erste Teil des Buches umfaßt den Stand der Forschung über die frühen Eiszeit-Gesellschaften, während der zweite Abschnitt die Erkundungen der Grabstätten der assyrischen Königinnen von Nimrud, der Grüfte der Könige von Qatna und des ersten Felsengrabes seit der Entdeckung der Grabstätte von Tutenchamun im Jahre 1922 schildert. Der dritte Abschnitt zeigt neben noch nie gesehenen imposanten Buddha-Statuen aus China, die noch ihre ursprüngliche Bemalung und Vergoldung erkennen lassen, die ältesten Maya-Wandmalereien im guatemaltekischen San Bartolo.

Untergegangene Städte stellt der vierte Abschnitt vor, so beispielsweise die Stadt der Pyramidenbauer in Gizeh und das Fort von Jamestown, der ersten dauerhaften englischen Siedlung in Nordamerika nach der Landnahme durch die europäischen Siedler. In die Welt des Übernatürlichen, Spirituellen, Mystischen und Mythologischen führt der fünfte Abschnitt und vermittelt dem Leser einen grandiosen Einblick in die große Mondpyramide von Teotihuacán, während ein anderer Autor von den rituellen Menschenopfern der Moche-Indianer in der Huaca de la Luna in Mexiko berichtet. "Entdeckungen in der Tiefe", lautet der Titel des sechsten Abschnitts, der uns die ältesten Schiffe der Welt vorstellt, darunter auch solche aus dem amerikanischen Bürgerkrieg. Der letzte Teil erklärt schließlich dem Leser die wissenschaftlichen Arbeitsmethoden, die der Archäologie zu ihren sensationellen Entdeckungen verhelfen; von der DNA-Analyse bis zur forensischen Gesichtsrekonstruktion fossiler Schädel.

Brian M. Fagan (Hrsg.): Entdeckungen. Neue Schätze der Archäologie. Verlag Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2007, gebunden, 255 Seiten, Abbildungen, 19,90 Euro


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