© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/07 07. Dezember 2007

Angst vor einem islamistischen Brückenkopf
Integration: In Berlin-Charlottenburg wachsen die Vorbehalte gegen den geplanten Bau einer Moschee / Undurchsichtige Finanzierung
Christian Dorn

Der anhaltende Widerstand gegen den vom islamischen Verein Inssan e.V. geplanten Grundstückserwerb und Moscheebau in Berlin-Charlottenburg (JF 43/07) war vergangene Woche besonders laut vernehmlich.

Auf einer Informationsveranstaltung der Charlottenburger CDU mit Vertretern von Inssan hatten sich weitere  Bürger eingefunden, um ihrem Unmut über die von ihnen befürchtete muslimische Landnahme Luft zu machen. Den Verdacht, daß es sich um eine solche handeln könnte, belegte der Islamwissenschaftler Kai Borrmann. Er wies auf das Schild hin, das der Verein an seiner vormals geplanten Baustelle in Berlin-Neukölln angebracht hatte. In deutscher Sprache war dort von den verschiedenen Einrichtungen des geplanten muslimischen Begegnungszentrums zu lesen. Ein Hinweis jedoch war nur auf türkisch beziehungsweise arabisch gehalten: Er kündete von der Schaffung eines Waqf, einer islamischen Stiftung.

Dies gilt insofern als bedeutsam, als ein Waqf ein aus dem islamischen Raum stammendes Rechtsgebilde ist, dessen Verträglichkeit mit deutschem Grundstücksrecht fragwürdig zu sein scheint. Doch dies sollte nicht die einzige Frage bleiben, auf die die Anwesenden nur ungenügende Anworten bekamen.

Das begann bereits mit der einleitenden Bemerkung des Versammlungsleiters Uwe Götze, CDU-Ortsvorsitzender in Charlottenburg und Mitglied des Abgeordnetenhauses: "Da ich hier schon einen Koran gesehen habe, will ich sagen: Das ist hier nicht der Platz, um Glaubensfragen zu diskutieren." Dabei sollten genau diese im Mittelpunkt stehen - ging es doch um den nicht auszuräumenden Verdacht, der Verein Inssan könne sich eines Tages als Brückenkopf des Islamismus entpuppen.

Nachdem der Verein sich am Vorabend im Charlottenburger Rathaus der Bezirksfraktion der Grünen gestellt und dort eine Frau mit Kopftuch über das Projekt des nur etwa 40 Mitglieder zählenden Vereins Inssan informiert hatte, waren diesmal der Vereinsvorsitzende Imran Sagír und das Vorstandsmitglied Lydia Nofal anwesend.

Ihren Verlautbarungen zufolge soll das künftige Begegnungszentrum von Inssan dazu dienen, unter den Muslimen ein westliches Islamverständnis zu fördern und sie von ihrer Heimatorientierung abzubringen, kurz: die Integration in die bundesdeutsche Gesellschaft voranzutreiben.

Gründungsidee, so Sagír, sei das bisherige Fehlen einer deutschen Moschee und die Trennung der verschiedenen Gruppen nach ihrer ethnischen Herkunft. Diese Ghettoisierung wolle Inssan überwinden. Geplant sei eine an westlicher Architektur orientierte Moschee, die durch eine Reihe verschiedener Einrichtungen ergänzt werde. Dazu zählten ein Frauenzentrum als Anlaufstelle bei häuslicher Gewalt, ein Dialogzentrum, ein muslimischer Lebensmittelladen und ein Kindergarten.

Daß nun ausgerechnet ein muslimischer Kindergarten die Integration in die deutsche Gesellschaft befördern soll, will den Anwesenden nicht einleuchten. Darauf versteigt sich Inssan-Vorsitzender Sagír, einstmals Verbandsvorsitzender der Muslimischen Jugend in Deutschland, mit der ihm eigenen Logik zu der Aussage: "Wieso? Ich glaube ja auch nicht, daß christliche Kindergärten für die hiesige Gesellschaft kontraproduktiv sind." Wesentlich größeres Unbehagen aber bereitet den Anwesenden, unter ihnen auch der CDU-Landesvorsitzende Berlins, Ingo Schmitt, die ungeklärte Frage der Finanzierung. So war der 360.000 Euro teure Grundstückserwerb für das erste, inzwischen gescheiterte Bauprojekt in Neukölln (JF 25/07) von Ibrahim El-Zayat getätigt worden.

El-Zayat, der vom deutschen Verfassungsschutz verdächtigt wird, deutscher Mittelsmann der islamistischen ägyptischen Muslimbruderschaft zu sein, unterzeichnete damals den Kaufvertrag im Namen des "European Trust". Geschäftsführer dieser im englischen Markfield bei Birmingham ansässigen Firma ist Ahmad Al Rawi, der als Vertreter der Muslimbruderschaft für Europa gilt.

Sagír betont, daß man guter Dinge sei und schon für die nächsten Tage mit dem positiven Bauvorbescheid durch den Baustadtrat der CDU, Klaus-Dieter Gröhler, rechne. Dann werde man das Grundstück kaufen. Gröhler sitzt zwar im Podium, äußert aber an diesem Abend kein Wort. Genausowenig Schmitt, der von den Anwesenden gefragt wird, wie die Landesführung der CDU denn zu dem Prozeß der allmählichen Islamisierung Berlins stehe. Er verläßt die Veranstaltung in einem unbeobachteten Augenblick.

Sagír läßt derweil selbstbewußt wissen, daß er mit El-Zayad "ganz gut bekannt" sei: "Da mache ich gar keinen Hehl daraus." Als dies problematisiert wird, versucht er die eben noch getätigte Aussage als Mißverständnis abzutun. Es gelingt nicht - genausowenig wie der Versuch, dem Verdacht einer späteren Indienstnahme durch islamistische Geldgeber zu entgehen. Weder existiert bislang die für das Projekt vorgesehene Stiftung, noch ist klar, wie das auf sechs, am Vortag gar auf bis zu zwanzig Millionen Euro geschätzte Gesamtprojekt finanziert werden soll.

Inssan verweist auf Kontakte zu Stiftungen in Kuweit und den Arabischen Emiraten. Ein CDU-Mitglied fordert angesichts dessen eine klare Abgrenzung von den unklaren Zielen des muslimischen Vereins, "wenn wir als CDU nochmal auf einen grünen Zweig kommen wollen". Nur ist Grün bekanntlich die Farbe des Propheten.


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