© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/07 14. Dezember 2007

Aufgeschnappt
0 : 3 gegen die Kreuzritter
Matthias Bäkermann

Daß es im Fußball oft um mehr geht als um das Ergebnis nach neunzig Minuten, dürfte jetzt der italienische Fußballverein Inter Mailand zu spüren bekommen. Dem renommierten Club steht nämlich eine Klage ins Haus, die der Rechtsanwalt Barış Kaşka beim Gericht im türkischen Izmir (Smyrna) erwirkt hat. Kaşka verlangt vom europäischen Fußballverband Uefa, daß dieser Inter die drei gewonnenen Punkte aus dem Champions-League-Spiel gegen Fenerbahce Istanbul vom 27. November abzieht und den türkischen Club zum Sieger erklärt. "Inter wollte mit seinem Trikot auf explizite Weise die Überlegenheit einer Religion manifestieren", erbost sich Kaşka gegenüber der italienischen Tageszeitung La Repubblica und spielt damit auf das weiße Trikot mit roten Kreuz der Mailänder an. Dieses wecke Assoziationen an die Rüstungen der Kreuzritter und die erinnerten den Türken "an blutige Tage unserer Vergangenheit".

Das Gericht reichte unterdessen die Klage inklusive einer Forderung nach zusätzlicher Konditionalstrafe gleich auch noch an den Weltfußballverband Fifa weiter. Ob den Inter-Kickern der Hinweis auf das Mailänder Stadtwappen (rotes Kreuz auf weißem Grund) reicht, mit dem man im heimischen Stadion auflief, wird nun bei Uefa und Fifa geprüft und entschieden. Auf jeden Fall bleibt die kommende Europameisterschaft von dem ungewöhnlichen Kreuzstreit wohl unbeeinflußt. Nach der Nichtqualifikation von Beckham & Co. wird zumindest dort der Anblick des englischen St.-Georgs-Kreuzes keine ähnlichen Traumata bei der türkischen Nationalmannschaft und ihren Fans auslösen können.


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