© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/07 14. Dezember 2007

Unverzichtbare Geistesfreiheit
25 Jahre ZF Ingolstadt
Stefan Heidemann

Obwohl immer wieder Angriffsziel von Linksideologen und selbsternannten "Volkspädagogen", konnte die Zeitgeschichtliche Forschungsstelle Ingolstadt unlängst ihr 25jähriges Bestehensjubiläum begehen. Das dokumentiert die gerade erschienene achtzig Seiten umfassende Festschrift. Sie enthält neben fünf Forschungsberichten und einem bislang nicht gewürdigten Botschaftstelegramm Joe Kennedys aus London vom 30. September 1939 die auf dem Festakt gehaltenen Referate. In ihnen stellte der Wiener Akademiedozent Heinz Magenheimer seine neuesten Forschungsergebnisse über den Luftkrieg 1939 bis 1945 vor, befaßte sich der Münchener Historiker Franz W. Seidler kritisch mit der hierzulande weithin verbreiteten Geschichtspolitik und lieferte Forschungsstellenleiter Alfred Schickel eine ausführliche Rückschau auf die von seinem Institut in den Jahren von 1981 bis 2006 geleistete Arbeit.

Dabei berichtete er auch von denkwürdigen Begegnungen und Kontaktaufnahmen mit Figuren der Zeitgeschichte wie Reinhard Gehlen und Kurt von Schuschnigg sowie prominenten Überlebenden der Konzentrationslager. Nach eigenem Bekunden möchte die Festschrift "den Leser das Anliegen der Forschungsstelle spüren lassen, dem Vaterland in Liebe zur geschichtlichen Wahrheit verbunden zu bleiben und sich nicht aus eigensüchtiger Berechnung oder Feigheit vor dem herrschenden Zeitgeist wider besseres Wissen den jeweils dominierenden 'Nach-Richtern' und ihren Verdikten über die Vätergeneration anzuschließen". Dies geschieht aus der erklärten Erkenntnis: "Die Toten können sich nicht mehr wehren und haben deshalb einen um so größeren Anspruch auf historiographische Gerechtigkeit."

Ein Beispiel für diesen pietätvollen Umgang mit der Kriegsgeneration bietet die Festschrift in ihrem dokumentarischen Anhang "Gegen das Vergessen der Versöhnung". Mit ihren Beispielen in Schrift, Faksimile und Bild demonstriert die Broschüre, was der Historiker Ernst Nolte der ZFI in seinem Grußwort bestätigt, nämlich "nicht staatlich finanziert oder auf andere Weise  subventioniert" zu sein, vermutlich auch wieder "von Gegnern als 'politisch nicht korrekt' angegriffen", aber "eben deshalb in einem liberalen System unverzichtbar. Denn dieses kann nicht sein, was es sein sollte, wenn es nicht über jenes breite Spektrum der Auffassungen und Standpunkte verfügt, innerhalb dessen allein so etwas wie 'Geistesfreiheit' möglich ist.

Zeitgeschichtliche Forschungsstelle Ingolstadt (Hrsg.): 25 Jahre ZFI. Kipfenberg 2007, broschiert, 80 Seiten, für eine Schutzgebühr (10 Euro) bei der ZFI, Ortsstraße 5, 85110 Kipfenberg erhältlich


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