© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/07 14. Dezember 2007

Die Crux der Vielfalt
Einheitsbrei
Curd-Torsten Weick

Vielfalt statt Einheitsbrei? Ja, was waren das für schlimme Zeiten, als es nur drei Fernsehprogramme gab: alles Grau in Grau, Tristesse pur. Dann kam das Privat-TV, und alles wurde bunt, bunter, am buntesten. Bald jeden Monat kam ein neuer Sender dazu, und so kann der interessierte Nutzer heute aus über 600 "Free-TV"-Sendern wählen. Macht er aber nicht. "Zuschauer sind Gewohnheitstiere", titeln die Fachdienste unter Berufung auf eine Studie des Werbezeitenvermarkters Seven­One Media. Diese hat nun herausgefunden, daß von den 600 erfaßten Free-TV-Sendern nur 41 einen Marktanteil von sage und schreibe 95,5 Prozent erreichen. Die anderen 559 Sender senden also ins Nichts. Es scheint, als hätte der gemeine Fernseher längst die Übersicht verloren und sich in sein gemütliches Schneckenhaus zurückgezogen. Die sogenannte werberelevante Gruppe der 14- bis 49jährigen hat sich darin längst gemütlich eingerichtet. Vielfalt? Welch Fremdwort. Ein Blick auf die täglichen Zuschauer-Quoten der "Werberelevanten" offenbart: Man schaut einen Sender. Wenn's hochkommt, kennt man noch zwei andere: RTL, Vox oder Pro7. ARD, ZDF, Arte, 3sat oder die dritten Programme sind da nur noch störendes Beiwerk - eben als Vielfalt im Einheitsbrei.


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