© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/08 04. Januar 2008

Konkurrenz belebt das Geschäft ...
... trotzdem feiert Karlsruhe die Zusammenlegung zweier Hochschulen: Die Bezeichnung "Universität" schmückt nicht mehr
Robert Backhaus

In der Woche vor Weihnachten war offizielle Hochzeit, öffentliche Bekanntgabe und staatliche Absegnung. Gebührend feiern will man das Ereignis erst im Februar dieses Jahres: die Vereinigung nämlich der Universität Karlsruhe mit der Hochschule für Technik und Wissenschaft, dem alten Polytechnikum von 1878.

Das vereinte Rieseninstitut soll "Karlsruher Institut für Technologie (KIT)" heißen, in Analogie zu dem berühmten Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, einem Stadtteil von Boston. "Amerika hat sein MIT, Deutschland hat ab jetzt sein KIT", so kalkulieren die Karlsruher Exzellenz-Strategen. Klappern gehört zum Handwerk, und "KIT" ist in jedem Fall vornehmer als "Universität".

Dabei war die Technische Hochschule Karlsruhe, die älteste TH in Deutschland (gegründet 1825), erst in den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts zur Universität geadelt worden wie so viele andere THs. Die führenden Technikschulen wollten endlich in die erste Reihe der Lehranstalten aufrücken. Aber die damalige Universitäten-Inflation führte nicht nur zu allgemeinem Niveauverlust, sondern auch zu einem dramatischen Ansehensverlust der Bezeichnung "Universität". Heute schmückt sie nicht mehr, schreckt eher ab.

In Karlsruhe verspricht man sich von der Zusammenlegung eine Menge "Synergie-Effekte" und blickt rosigsten Zeiten entgegen. Hoffentlich täuscht man sich da nicht. Das große Vorbild der Karlsruher, das MIT, hat eine Zusammenlegung mit der gleich um die Ecke in derselben Stadt liegenden Harvard-Universität immer abgelehnt, übrigens Harvard auch die Zusammenlegung mit MIT. Gelegentliche Versuche von Bürokraten stießen sowohl bei Dozenten wie Studenten auf eisige Ablehnung.

Vielleicht liegt darin einer der Gründe für den dauerhaften Ruhm von MIT (und von Harvard). Man wollte keine Bündelung, sondern Konkurrenz. Haben sich das die Karlsruher ordentlich überlegt?


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