© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/08 04. Januar 2008

Frisch gepresst

Spengler. Die Werke des Kulturphilosophen Oswald Spengler (1880-1936) haben dem heute politisch ganz anders orientierten Verlag C.H.Beck in München einst ein Millionengeschäft beschert. Entsprechend häufig finden sich die Spengler-Bände für wenig Geld inzwischen im antiquarischen Angebot. Wer hingegen ein Buch aus alterungsbeständigem Papier in seine Spengler-Sammlung einreihen möchte, gibt etwas mehr aus und erwirbt die Neuedition der "Jahre der Entscheidung. Deutschland und die weltgeschichtliche Entwicklung", die 1933 erschienen sind und sofort den heftigsten Unwillen bei den neuen Machthabern auslösten, da sie einen "ersten ganz großen ideologischen Angriff auf die nationalsozialistische Weltanschauung" bedeuteten (Ares Verlag, Graz 2007, gebunden, 179 Seiten, 19,90 Euro). Warum das so war, warum der heute sans phrase als "Wegbereiter des Nationalsozialismus" gehandelte Geschichtsdenker zur Unperson wurde, obgleich er den Niedergang von Europa und dessen Kultur fast prophetisch voraussagte, erklärt die kenntnis- und umfangreiche Einleitung des Spengler-Kenners Frank Lisson, um derentwillen es sich bereits lohnt, sich diese "Neuausgabe" anzueignen.

Verfassungspatriotismus. Wäre man aus dem harten Holz von Rudolf Borchardt geschnitzt, würde man die "Makulatur literarischer Höhlenbewohner" gar nicht zur Kenntnis nehmen und täte das Gros akademischer Qualifikationsschriften dorthin, wo der Dante-Übersetzer das "nichtsnutzige Zeug" beförderte - "zum andern Wegwurf". Bei aller gebotenen Rücksicht auf die Frauenquote gehört auch das Werk von Nina Sauermann über "Verfassungspatriotismus und Identität" (Gesellschaft ohne Schwarz-Rot-Gold. VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2007, broschiert, 100 Seiten, 49 Euro) exakt dorthin. Nur muß man, um dies festzustellen, das "Zeug" eben doch lesen. Was hier immerhin den Nebeneffekt zeitigt, sich über die Urteilskraft unserer ins politikberatende Berufsleben drängenden Jungakademiker illusionsfrei ins Bild zu setzen. Die Aachener Politologin, stellvertretend für Scharen ihrer Generationsgenossen, gefällt sich als Bauchrednerpuppe von Jürgen Habermas. Allein "Deliberation" und "Diskurs" sollen die Gesellschaft zusammenhalten. Alles andere, "Rasse, Religion und so weiter", ist "vorpolitisch", also "nationalistisch", "gefährlich", "ausgrenzend". Daß bisher alle menschlichen Gesellschaften auf "vorpolitischen" Grundlagen aufbauten, ficht Sauermann nicht an, sie ist keine Historikern und will sich auch sonst, wie ihr Meister, um Realitäten nicht kümmern. Und der Verzicht auf "Vorpolitisches" habe nun einmal "seinen Preis". Nina Sauermann hat ihn entrichtet, als sacrificium intellectus.


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