© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/08 18. Januar 2008

Kampf gegen Rechtsextremismus
Eklatante Anfälligkeit
von Wolfgang Fenske

Die Föderation evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland hat für das Jahr 2008 zum "Kampf gegen Rechtsextremismus" aufgerufen. Unter dem Motto "Nächstenliebe verlangt Klarheit" wolle man "Klartext reden", heißt es, mit Fensterreden und Betroffenheitslyrik sei es nicht mehr getan.

Daß evangelische Landeskirchen ihre Mitglieder für eine politische Kampagne in die Pflicht nehmen können, die immer offener mit den Mitteln der Stigmatisierung, der Ausgrenzung und der Verdächtigung arbeitet, offenbart einmal mehr jene eklatante Anfälligkeit des Protestantismus für Gesinnungsdiktaturen, die bereits im letzten Jahrhundert zweimal tragisch endete. Und es verrät eine erschreckende Unklarheit darüber, was die Kirche ihrem Wesen nach ist. Für Luther noch war klar, daß sie geistlicher Natur ist und nur dann mit weltlichen Mitteln arbeiten darf, wenn der Staat sie in ihrer Verkündigung einschränkt.

Wirkliche christliche Liebe, die nicht vom Nächsten spricht, während sie den Fernsten meint, würde wohl zunächst das Gespräch mit jemandem suchen, statt einen Kampf "gegen" ihn auszurufen. Solche Gespräche brauchen auch keine Öffentlichkeit. Schon Jesus belehrte den Pharisäer Nikodemus zu nächtlicher Stunde. Damals allerdings auf Wunsch des Nikodemus.

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