© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/08 18. Januar 2008

Gutes Deutsch lohnt sich
Niedersachsen: Politiker gegen Anglizismen

Eine große Mehrheit der Bewerber zur niedersächsischen Landtagswahl am 27. Januar will Anglizismen zurückdrängen. Das läßt sich aus der Befragung "Sprachprüfsteine" der Aktion Deutsche Sprache (ADS) schließen. Die vierteljährlich erscheinende Deutsche Sprachwelt stellte vorigen Freitag die Ergebnisse vor. "Erfreulich ist, daß das Sprachbewußtsein offenbar parteienübergreifend wächst", erklärte der Chefredakteur der Sprachzeitung, Thomas Paulwitz.

Die ADS befragte von November 2007 bis Anfang Januar 2008 insgesamt 380 Kandidaten der vier Landtagsparteien. 105 antworteten, darunter 35 Prozent der FDP-Bewerber. Diese waren damit auskunftsfreudiger als CDU (28 Prozent), SPD (26 Prozent) und Grüne (23 Prozent).

81 Prozent der Antwortenden wollen in ihrer künftigen Parlamentsarbeit dafür eintreten, "die Flut von Anglizismen einzudämmen". Knapp 15 Prozent wollen das nicht tun, knapp fünf Prozent haben keine Meinung. Bei CDU (96 Prozent) und SPD (97 Prozent) ist die Bereitschaft am größten, bei den Grünen am geringsten (40 Prozent). Eine niedersächsische Entsprechung zur Initiative "Sprachlicher Verbraucherschutz" der CDU/CSU-Bundestagsabgeordneten um Julia Klöckner würden 71 Prozent unterstützen. Am stärksten ist der Rückhalt wiederum bei CDU (92 Prozent) und SPD (90 Prozent), am geringsten bei den Grünen (35 Prozent).

Eine Mehrheit von 60 Prozent lehnt jedoch einen eigenen Grundgesetzartikel zur deutschen Sprache ab. Befürworter gibt es mehrheitlich nur in der CDU (50 Prozent), während die SPD-Bewerber dieses Ansinnen am deutlichsten ablehnen (87 Prozent).

Für den frühen Unterricht in einer Fremdsprache treten 84 Prozent der Kandidaten ein, am stärksten in CDU und SPD mit über 90 Prozent. Die Rechtschreibung in der überarbeiteten Fassung von 2006 halten nur 20 Prozent der antwortenden Politiker für gelungen, eine Mehrheit lehnt sie ab, am stärksten die FDP-Bewerber (77 Prozent). Bei den SPD-Bewerbern trauen sich in dieser Frage 52 Prozent kein Urteil zu.

Die Aktion Deutsche Sprache wurde im März 2006 in Hannover gegründet. Vorsitzender ist der Jurist Hermann Neemann. Laut eigener Darstellung will die ADS das Bewußtsein dafür wecken, daß es sich lohne, ein gutes Deutsch zu sprechen - ohne unnötige Anglizismen.

Weitere Informationen im Internet unter www.aktion-deutsche-sprache.de und www.deutsche-sprachwelt.de

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