© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/08 18. Januar 2008

Kenias Chaos war absehbar
Ein Diplomat blickt zurück
Werner Olles

Gerade in den Ländern der sogenannten Dritten Welt ist die US-Diplomatie oft für ihre Ignoranz und Arroganz berüchtigt. Allerdings gibt es von dieser Regel auch einige rühmliche Ausnahmen. Zu diesen gehört der gelernte Journalist Smith Hempstone, der von 1989 bis 1993 als amerikanischer Botschafter im derzeit so unruhigen Kenia residierte. Diese politisch äußerst interessante und turbulente Zeit, in deren Mittelpunkt seine Auseinandersetzung mit dem kenianischen Diktator Arap Moi steht, beschreibt er nun in seinem spannenden Buch mit dem Titel "Der unbequeme Botschafter. Als Diplomat in Ostafrika".

Hempstones Konflikt mit dem korrupten Regime Arap Mois nahm vor allem nach der Ermordung des kenianischen Außenministers Robert Ouko und des Anglikanischen Erzbischofs Alexanders Muge erheblich an Schärfe zu. Letztlich haben die Standfestigkeit und der Mut des Botschafters jedoch nicht unwesentlich zum Ende der Diktatur in Kenia beigetragen. Doch Hempstone beobachtete und kommentierte darüber hinaus auch die katastrophale Entwicklung im Sudan und kritisierte das Nichtstun der Vereinten Nationen, die dem beginnenden Völkermord im Süd-Sudan mehr oder weniger ruhig zusahen. Hingegen warnte er die US-Regierung leider vergebens vor einem militärischen Eingreifen im von Clans und Warlords beherrschten Somalia. Das Ergebnis ist bekannt, es kam zu einem militärischen Desaster, das mit dem Abschlachten von US-Soldaten endete.

Hempstones Schilderungen über die afrikanischen Feudalherren, die ihre Völker unterdrücken und in Armut vegetieren lassen, während sie selbst mitsamt ihrer Clique ungeahnte Reichtümer aus westlichen Entwicklungshilfegeldern anhäufen, verzichtet auf  kitschige Entwicklungshelfer-Rhetorik. Hier wird die journalistische Unbestechlichkeit des ehemaligen Leitartiklers des konservativen Washington Star und des Chefredakteurs der ebenso konservativen  Washington Times spürbar. Zudem ist er ein exzellenter Kenner der zum großen Teil hausgemachten innerafrikanischen Probleme, der bereits als junger Zeitungsmann fünf Jahre als Afrika-Korrespondent für die Chicago Daily News in Kenia tätig war und unschätzbare Erfahrungen sammeln konnte, die er den meisten westlichen Diplomaten voraushatte. So ist sein Buch auch ein Lehrstück über die verfehlte Afrika-Politik des Westens und den naiven Glauben wohlmeinender Entwicklungshelfer, mit immer mehr Hilfsgeldern ließen sich die Probleme dieses Kontinents lösen.

Smith Hempstone: Der unbequeme Botschafter. Als Diplomat in Ostafrika. Horlemann Verlag, Bad Honnef 2007, gebunden, 415 Seiten, 19,90 Euro

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