© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/08 25. Januar 2008

Bischofskonferenz
Gebot der Stunde
von Wolfgang Fenske

Was Rom beschließt und was die deutschen Bischöfe umsetzen, das war in den letzten Jahren oft zweierlei. Ein Grund dafür war, daß sich die Deutsche Bischofskonferenz unter ihrem Vorsitzenden, dem Mainzer Bischof Karl Lehmann, zu einer selbstbewußten - man könnte auch sagen: widerborstigen - Institution entwickelt hat. Lehmann, der Mitte Februar zurücktritt, war im Ton zwar diplomatisch, doch in der Sache stets Partei. Gern formulierte er zu Themen wie Abtreibung, Homosexualität und ökumenischen Eucharistiefeiern so, daß auch Progressive sich verstanden wissen durften.

Daß er seinen schon länger geplanten Rückzug nun um ein halbes Jahr vorverlegt, ist ein letzter Schachzug. Denn ein eher konservativer Nachfolgekandidat, der Trierer Bischof Reinhard Marx, empfängt erst Anfang Februar die Würde des Erzbischofs von München und Freising, der traditionell ein Anwärter auf den Vorsitz ist. Doch ob die Bischöfe Marx nur zwei Wochen später gleich an ihre Spitze katapultieren werden, ist fraglich. Eine vom Papst gestärkte Tradition im Nacken, einen profilierungssüchtigen Protestantismus an der Wade und religiöse Selbstentfremdung, so weit das Auge reicht: Die bloßen Fakten diktieren den Bischöfen das Gebot der Stunde. Es heißt: Neuanfang.

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