© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/08 25. Januar 2008

Eine Ohrfeige für Italien
Solidarität: Zweihunderttausend demonstrierten für Papst Benedikt XVI. und gegen einen radikalen Laizismus
Paola Bernardi

Un grande Grazie", rief Papst Benedikt XVI.anläßlich des Angelus-Gebetes aus dem Fenster des päpstlichen Palastes lächelnd und gerührt der versammelten Menge zu. Er breitete seine Arme weit aus, um die Menschen zu segnen. Fahnen- und Plakate wurden geschwenkt, "Viva-Rufe" ertönten von der Piazza.

Zweihunderttausend Menschen versammelten sich letzten Sonntag auf dem Petersplatz, um Papst Benedikt XVI. ihre Solidarität auszudrücken nach der erzwungenen Absage seiner Rede an der römischen Universität La Sapienza. Neben den Pilgern aus aller Welt waren dieses Mal neben zahlreichen Studenten vor allem Professoren und Politiker in den Vatikan geströmt, darunter der frühere Ministerpräsident Giulio Andreotti, Ex-Staatspräsident Francesco Cossiga sowie der stellvertretende Ministerpräsident und Kultusminister Francesco Rutelli. Wie Andreotti betonte, sei es "das Minimalste, was man derzeit tun kann, um seine Solidarität mit dem Pontifex zu bekunden".

Auf Maxi-Bildschirmen, die in den italienischen Großstädten von Rom bis Mailand bis Triest an diesem Sonntag in Eile aufgerichtet wurden, hörten die Italiener die Papstworte: "Als sozusagen emeritierter Professor, der in seinem Leben zahlreichen Studenten begegnet ist, ermutige ich euch, liebe Studenten und Professoren, immer respektvoll anderen Meinungen zu begegnen und mit freiem und verantwortungsvollen Geist die Wahrheit und das Gute zu suchen." Nicht enden wollender Applaus der Anwesenden begleitete diese Worte.

Ausgelöst wurde dieses Ereignis durch die heftigen Proteste einiger weniger, die versuchten, den Besuch des Papstes zur Eröffnung des akademischen Jahres in der größten römischen staatlichen Universität Sapienza zu verhindern. 67 Professoren von insgesamt 4.500 hatten gegen einen Auftritt des Papstes protestiert, und die schwache Direktion hatte nichts dagegengesetzt. Dabei wurde die Sapienza  einst von Papst Bonifaz VIII. gegründet, und die Päpste - die gleichzeitig die Bischöfe von Rom sind - gingen hier jahrhundertelang aus und ein. Vordergründig wurde der Protest mit einem aus dem Zusammenhang falsch zitierten Hinweis aus einer früheren Rede des Papstes an der Universität Parma zum Fall Galilei gerechtfertigt. Studentische Aktionsgruppen hatten ein gewaltiges antiklerikales Happening geplant. Dieser Papst, der als Hochschullehrer bereits an deutschen Universitäten die 68er-Proteste am eigenen Leib kennengelernt hatte, sagte daraufhin seinen Besuch ab. Doch sein Redemanuskript wurde der Universität zugestellt und vorgelesen.

Nun spricht alle Welt von einer "Ohrfeige" für das laizistische Italien. Italiens Linke ist gespalten, und unter seinen Politikern herrscht Katzenjammer.

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