© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/08 25. Januar 2008

Frisch gepresst

Zionisten. Die Idee eines Staates Israel führte schon seit Theodor Herzls Programmschrift "Der Judenstaat" (1896) zu Spannungen zwischen Zionismus und orthodoxem Judentum. Kaum bekannt ist jedoch, in welchem Maße einzelne führende Repräsentanten bei der Verfolgung ihrer Ziele zur Zusammenarbeit mit nationalistischen und sogar faschistischen Bewegungen bereit waren. An erstaunlichen Belegen dafür fehlt es nicht. Der als Marxist geltende US-Historiker Lenni Brenner zitiert daraus ausführlich, ohne seine Position eines orthodox-jüdischen Standpunktes zu verhehlen. Selbstverständlich waren sich auch die Zionisten der Problematik ihres Vorgehens bewußt. Die politischen Umstände in weiten Teilen Europas, vor allem nach 1933 in Deutschland veranlaßten sie, in der Errichtung eines eigenen Staates jedoch die einzige Möglichkeit zu sehen, Juden vor der Verfolgung zu retten und durch eine geordnete Auswanderung die notwendigen Voraussetzungen für den Aufbau des Judenstaates zu schaffen. Dazu sollte die Wahl der Mittel und der nötigen Unterstützer keine Rolle spielen. Besondere Sorgfalt bei der Textinterpretation ist allein deshalb geboten, weil diese über den historischen Disput hinaus von der drohenden Keule des Antisemitismusvorwurf überschattet wird (Zionismus und Faschismus. Über die unheimliche Zusammenarbeit von Faschisten und Zionisten. Kai Homilius Verlag, Berlin 2007, gebunden, 368 Seiten, 24,80 Euro).

Deutscher Orden. Der Melchior Verlag in Wolfenbüttel verdient sein Geld mit dem Nachdruck seltener Bücher, darunter zahlreiche Werke zur Landeskunde und Geschichte der deutschen Ostprovinzen. Wenn Melchior diese Nachdrucke prägnant unter dem Etikett einer "Historischen Bibliothek" vereint, dann wirkt es allerdings besonders peinlich, sich mit überkommenen Schrifttypen nicht auszukennen. So erscheint das 1908 und 1912 in Wernichs Elbinger Buchdruckerei erstmals veröffentlichte Opus Max Oehlers "Die Geschichte des Deutschen Ritter-Ordens" nun nochmals unter dem Verfassernamen "Max Dehler", weil Melchiors Lektor die Frakturschrift des Titelblatts nicht zu entziffern vermochte und aus einem O ein D fabrizierte. Wie üblich muß der Leser - anders als in der "Deutschen Bibliothek des Ostens bei Nicolai" (1990-1995), wo dies Standard war - zudem auf eine sachkundige Einleitung oder ein Nachwort verzichten. Der rastlos volkspädagogisch engagierte Berliner Historiker Wolfgang Wippermann, der 1978 mit "Der Ordensstaat als Ideologie" habilitiert wurde, hätte vielleicht gern belehrend ausgeholfen, um wieder einmal vor der "antipolnischen Tendenz" des Oehler-Werkes zu warnen (Wolfenbüttel 2007, gebunden, 398 Seiten, Abbildungen, Kartenbeilagen, 29,95 Euro).

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