© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/08 25. Januar 2008

Dänen bangen um Bäckereien
Immer mehr fremde Chefs
Hans-Joachim von Leesen

In Dänemark, das bislang nur fünf Prozent Ausländer unter seiner Bevölkerung ausweist, wird gewarnt: Immer mehr traditionelle dänische Bäckereien geraten in die Hand von orientalischen Einwanderern. Von 150 Bäckereien in der Hauptstadt Kopenhagen werden schon 70 von fremdländischen Chefs geleitet. Die Kopenhagener Bäckergilde fürchtet, daß dadurch der gute Ruf dänischer Backwaren geschädigt werden könne.

In Dänemark wird ein Großteil des täglich verzehrten Schwarz- (Rugbrød) und Weißbrots (Fransbrød) von Fabriken geliefert. Viele Dänen außerhalb der Hauptstadt hängen aber an "ihrem" Bäcker, der mit seinen Gesellen früh aufsteht, um den Backofen anzuheizen, so daß jeder auf seinem Frühstückstisch die duftenden Rundstykker oder das Fransbrød vorfindet. Das Angebot ist dem in deutschen Bäckereien recht ähnlich, wenn auch manchem das grobkörnige Vollkornbrot fehlt. Das Kuchenangebot hingegen ist schmaler als in Deutschland. Jeder deutsche Tourist kennt das leckere Wiener Brød ("Kopenhagener"), Kransekager und Bikuber gehören auf jeden Tresen einer dänischen Bäckerei. Und diese Köstlichkeiten sollen nun von unerfahrenen Südländern angerichtet werden?

Warum die dänischen Bäcker aufgeben, stimmt bedenklich: Da ist die Rede davon, die Arbeit der Bäcker sei zu schwer, und dann das frühe Aufstehen. Da in Dänemark Vollbeschäftigung herrscht, kann jemand, dem das Bäckerhandwerk zu mühsam ist, ohne weiteres in einen bequemeren Beruf ausweichen. In die dadurch entstehende Lücke springen dann die Einwanderer, die keine Mühe damit haben, noch vor Sonnenaufgang den Teig zu kneten, um damit die Backbleche zu belegen. Das Kristeligt Dagblad schilderte kürzlich, wie die Großfamilie eines Jordaniers in der neu übernommenen Bäckerei arbeitet und dabei nicht auf Arbeitszeit schaut. Der arabische Bäcker hat eine Lehre absolviert. Sogar die dänischen Klassiker wie Fastelavnsboller (Festnachtkrapfen) oder Honigkuchen kann er herstellen.

Vor allem ins südliche Jütland wandern - angelockt von den hohen dänischen Löhnen - nun auch immer mehr deutsche Bäckergesellen ein. Auf sie setzen dabei manche Dänen und Nordschleswiger die Hoffnung, daß mit ihnen auch die typisch deutschen Torten ihren Einzug in dänische Bäckereien halten.

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