© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/08 01. Februar 2008

Aufgeschnappt
Eifer um die Raucher
Matthias Bäkermann

Er ließ sie im Jackett stecken. Niemand sollte mehr im "Raucherkrieg" (Bild) Schaden nehmen. Die Rede ist nicht von einer 38er-Pistole, sondern nur von den Mentholzigaretten, die der unverbesserliche Kettenraucher und Altbundeskanzler Helmut Schmidt am vergangenen Sonntag im Hamburger Thalia-Theater in der Sacko-Tasche ließ. Damit scheint eine mächtige Instanz der Rauchergemeinschaft eingebrochen zu sein und sich die "Nichtraucherinitiative Wiesbaden e.V." wohl im Kampf gegen die qualmende Galionsfigur durchgesetzt zu haben, obwohl die Staatsanwaltschaft Hamburg das Verfahren gegen den 89jährigen und seine rauchende Gattin Loki eingestellt hat.

Doch seit vergangenem Freitag sind die Initiative und ihr Vorsitzender, der pensionierte Postbeamte Horst Keiser, selbst ins Fadenkreuz geraten. Er und seine Getreuen wurden aufgrund des Verstoßes gegen Grundgesetz und Allgemeines Gleichstellungsgesetz "wegen ihrer zweifelhaften Hetze gegen Raucher und humane Nichtraucher" bei der Staatsanwaltschaft in Saarbrücken angezeigt. Der 30jährige Mirko Welsch sieht nämlich bei den Tugendwächtern "extremistische Verhaltensmuster gegenüber Andersdenkenden". Der für die FDP kommunalpolitisch tätige Event-Manager, selbst seit zwei Jahren Ex-Raucher, möchte damit "ein Zeichen für ein humaneres Miteinander" setzen. Den ebenfalls angezeigten Verstoß gegen die Impressum-pflicht bei der Internetpräsenz habe die Initiative umgehend behoben, so Welsch gegenüber der JF. Ein an ihn gerichteter Brief mit üblen Beschimpfungen stärke aber seine Überzeugung, daß er es mit höchst intoleranten Dogmatikern zu tun habe.

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