© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/08 01. Februar 2008

Christa Goetsch: In Hamburg umwirbt die CDU die GAL. Wer aber sind die Grünen dort?
Beusts neue Freunde
Arnold Steiner

Ole von Beust, der Klima-beauftragte der Bundes-CDU, hat es angekündigt: Er sei bereit zu einer schwarz-grünen Koalition nach der Bürgerschaftswahl am 24. Februar. Doch die Spitzenkandidatin der Grün-Alternativen-Liste (GAL), Christa Goetsch, wird für mehr eintreten als nur für den Kampf gegen die globale Erwärmung. Den Schwerpunkt setzt die 1952 in Bonn geborene Lehrerin vor allem bei der Schul- und Ausländerpolitik - eigentlich Bereiche, bei denen CDU und Grüne ganz und gar nicht zusammenpassen. Ole von Beust scheint es nicht zu stören. Soviel also zur Konturschärfe der Union.

Christa Goetsch jedenfalls weiß, was sie will: Schon vor Beginn ihrer politischen Karriere war sie im Ausschuß für Einwanderer und Flüchtlinge der GEW aktiv. Dann begann sie sich kraft ihres Berufs der Bildungspolitik zu widmen. Und so ist einer der Hauptpunkte des grünen Regierungsprogramms für Hamburg das von Goetsch mitentworfene Schulmodell "Neun macht klug", eine Gesamtschule bis zur neunten Klasse, in der es kein Sitzenbleiben mehr gibt. Nach ihren Plänen sollen Förderschulen in normale Schulen integriert und Haupt-, Realschulen sowie Gymnasien zu einer Schule zusammengelegt werden. Dort könnten dann "Superhirne und BastlerInnen" voneinander lernen. Superhirne könnte auch Ole von Beust gebrauchen, um dem Bürger zu erklären, wie das mit den Vorstellungen der CDU kompatibel sein soll, die sich einen letzten Rest Leistungsorientiertheit und Wille zur Elitenbildung bewahrt hat und wenigstens an den Gymnasien festhalten will.

Wenn es nach den Vorstellungen von Goetsch geht, ist mit dem Umbau des Schulsystems noch nicht Schluß. Neben der Einführung von Gesamtschulen will sie das Angebot an Kitas erweitern, eine Vorschule schaffen und massiv auf Ganztagsschulen setzen. Die mit einer solchen Politik verbundene Abkehr von der Familie hin zur ganzheitlichen staatlichen Betreuung dürfte jedoch angesichts der eingeschlagenen Marschrichtung von Familienministerin Ursula von der Leyen zu keiner Verstimmung mit der CDU führen.

Goetschs geistige Haltung bei ihrem zweiten Steckenpferd erkennt man schon an der politisch korrekten Verwendung des Begriffs "Migrationspolitik". Im ehemals als Ausländerpolitik bekannten Politiksektor folgt die Studienrätin ganz der Linie der Bundesgrünen und setzt auch für Hamburg auf ein multikulturelles Einwandererland.

Christa Goetsch also, soviel ist klar, betreibt Wahlkampf aus einer komfortablen Situation. Sie wird ihre Partei an die Regierungsmacht bringen, entweder mit der SPD oder der CDU: Ergebnis einer Realpolitik, die die GAL seit Jahren betreibt, mit der sie sich Wählerstimmen aus dem bürgerlich-liberalen Spektrum sichert und den Einzug der FDP als Partner der CDU verhindert. Die von-Beust-Union steht dem hilflos gegenüber. Auch dies scheint sie allerdings nicht sonderlich zu stören.

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