© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/08 01. Februar 2008

Meldungen

Nichts ist unmöglich: das "nordische Modell"

BERLIN. Obwohl dies kein bevorzugtes Ziel junger deutscher Auswanderer ist, scheint das Paradies auf Erden zwischen dem süddänischen Tondern und dem nordfinnischen Inarisee zu liegen. Dies jedenfalls ist aus den Beiträgen zum Schwerpunktthema "Die nordischen Länder" zu folgern, mit denen Kulturaustausch, die Zeitschrift des Auswärtigen Amtes, zu Jahresbeginn aufwartet (1/08). Der Soziologe Joakim Palme, Sohn des 1986 ermordeten schwedischen Ministerpräsidenten und Direktor des Stockholmer Instituts für Zukunftsfragen, rühmt darin "das nordische Modell" als das Wirtschafts- und Sozialsystem, das für die Herausforderungen des Globalismus am besten gerüstet sei. Aus der tiefen Krise des "Wohlfahrtsstaates" hätten sich die Skandinavier seit 1995 von selbst befreit. Die Arbeitslosigkeit sei "signifikant reduziert", öffentliche Finanzen saniert und das Wohlfahrtssystem trotzdem bewahrt worden. Insoweit sei man besser als das übrige Europa auf die schwerste kommende Aufgabe vorbereitet: auf das Management der Probleme, die eine alternde Bevölkerung aufgibt. Die Geburtensteigerung sei ein Heilmittel, wenn auch kein schnelles. Die Erhöhung der Zuwanderung indes "dürfte kaum die populärste Lösung sein", wie Palme gegen die im gleichen Heft zu lesenden Multikulti-Parolen des New Yorker Politologen Ian Buruma ("Menschen sollten sich mehr mischen") geltend macht. 

 

Walter Kempowski: Eine katholische Würdigung

FREIBURG. Als Rostocker fand der am 5. Oktober 2007 verstorbene Walter Kempowski seine Leserschaft eher im einst protestantisch geprägten Milieu nördlich der Main-Linie. Es ist daher bemerkenswert, wenn nun ein so dezidiert katholisches Organ wie die jesuitischen Stimmen der Zeit (1/08) den "Chronisten der Deutschen" würdigt. Michael Braun schließt sich dabei der Einschätzung Martin Mosebachs an, Kempowski habe die "Deutschen einen historischen Blick ohne Geschichtsphilosophie" gelehrt. Die Zeitzeugen-Collage seines zehnbändigen "Echolots" enthalte keine "schlüssige Welterklärungsformel", sperre sich daher gegen die die politische Bildung hierzulande beherrschenden "vorschnellen Opfer/Täter-Zuweisungen". Das 21. Jahrhundert könne aus dieser "literarischen Geschichtsschreibung von unten", die Mentalitätsgeschichte in authentischen Zeugnissen der Epoche biete, nur lernen.

 

Erste Sätze

Als der Vertrag von Versailles im Jahre 1919 weite Gebiete der Ostmark vom Deutschen Reiche abtrennte, erfaßte die im Lande heimische Bevölkerung jähes Entsetzen.

Erich Keyser (Hrsg.): Kampf um die Weichsel. Untersuchungen zur Geschichte des polnischen Korridors, Berlin/Stuttgart 1926.

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