© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/08 08. Februar 2008

Zeitschriftenkritik: EINS
Lautsprecher gegen Verfolgungen
Werner Olles

Gemeinsam Glauben - Miteinander Handeln", lautet der Untertitel des vierteljährlich erscheinenden Magazins der Evangelischen Allianz in Deutschland EINS. Die aktuelle Ausgabe befaßt sich als Schwerpunkt mit einem Thema, das deutsche und europäische Politiker im Namen einer falschen Toleranz gerne unter den Teppich kehren: "Religionsfreiheit und die Verfolgung der Christen". Weder dürfen wir dazu schweigen, "daß Tausende um ihres Glaubens an Jesus Christus bedrängt, gefoltert, getötet werden", noch dürfen wir die schlimmste Menschenrechtsverletzung, "an die wir uns leider schon viel zu sehr gewöhnt haben", hinnehmen, die massenhafte, grausame Tötung ungeborener Kinder im Mutterleib, schreibt Hartmut Steeb, der Generalsekretär der Evangelischen Allianz, in seinem Editorial.

Gemeinsam mit der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist die Evangelische Allianz nun an die Öffentlichkeit gegangen, um diese als "Lautsprecher" gegen die Benachteiligung und Verfolgung von Christen zu mobilisieren. Die stärksten Verfolgungen finden vor allem in islamischen Ländern wie Saudi-Arabien, Iran, Somalia, die Malediven, Jemen und Afghanistan und kommunistischen Staaten wie Nord-Korea, Vietnam und Laos statt. Tilman Zülch, Vorsitzender der GfbV, betonte jedoch, daß die "größten und schlimmsten Christenverfolgungen der Gegenwart" sich gegenwärtig im Irak abspielen, wo vor allem aramäische Christen von "furchtbarem Terror, Verfolgung und Vertreibung" betroffen sind. Zwar stellen die Christen im Zweistromland "ethnisch eine eigene Bevölkerung" dar, obwohl sie nie eine Nation wurden, doch sei das, was sich hier abspiele "wohl das Ende einer 2.000jährigen Geschichte". Zülch spricht von "gezielten Terroranschlägen, Selbstmordattentaten, Massakern, bewaffneten Überfällen, Morden, Vergewaltigungen, Entführungen, vereinzelt auch Kreuzigungen und Enthauptungen, um ein besonders erschreckendes Beispiel zu setzen", und nennt dies einen "Genozid" an der christlichen Bevölkerung, die in ihrem angestammten Siedlungsgebiet im Vierländereck Iran/Irak/Türkei/Syrien "extrem stark zusammengeschmolzen" ist.

Ein weiterer Beitrag nimmt eine Bestandsaufnahme der weltweiten Christenverfolgung vor und kommt dabei zu dem Schluß, daß diese bis in unsere Tage hinein stetig zugenommen hat. Allein das zwanzigste Jahrhundert brachte mehr an Opfern von Christenverfolgung als alle neunzehn Jahrhunderte zuvor. Anhand von Fallbeispielen werden die Dynamik und die Stufen der Verfolgung und die Bereiche und Umgebungen verdeutlicht, in denen sie in höherem Maße vorkommt. So hatte die Türkei vor nicht einmal hundert Jahren einen christlichen Bevölkerungsanteil von mehr als 20 Prozent (darunter griechisch-orthodoxe, syrisch-orthodoxe und aramäisch-orthodoxe Christen). Heute sind es weniger als 0,2 Prozent, die zwar offiziell "geduldet", in Wahrheit aber systematisch diskriminiert, unterdrückt werden und auch unter gezielten Anschlägen und pogromartigen Ausschreitungen zu leiden haben.

Anschrift: Evangelisches Allianzhaus, Esplanade 5-10a, 07442 Bad Blankenburg. Der Einzelpreis beträgt 3 Euro. Internet: www.ead.de

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