© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/08 08. Februar 2008

Frisch gepresst

Stauffenberg. Für Peter Steinbach, Jahrgang 1948, den altgedienten, auf den "Widerstand gegen Hitler" fixierten Geschichtspolitiker, war das Jahr 2007 kein gutes. Der Wechsel vom Berliner auf den Karlsruher Lehrstuhl (2003) brachte ihm wenig Glück. Einen Scherbenhaufen hinterlassend, folgte er 2007 einem Mannheimer Ruf, der auf Außenstehende wie eine Strafversetzung wirkte. Gleichzeitig scheiterte der Sprung auf den Direktorsessel des Frankfurter Fritz-Bauer-Instituts, obwohl es Steinbach an Lippendiensten wie an eifriger Kontaktpflege etwa zu Micha Brumlik gewiß nicht hat fehlen lassen, was aber seine nicht-jüdische Herkunft am Ende nicht aufwog. Nun scheint er mit einer schmalen Biographie Claus von Stauffenbergs, die der pathetische Untertitel "Zeuge im Feuer" schmückt (DRW-Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2007, broschiert, 128 Seiten, Abbildungen, 12,90 Euro), "zurück zu den Wurzeln" zu wollen. Das geht bei ihm nicht ohne den volkspädagogischen Imperativ, unter dem er als umstrittener Leiter der Berliner Gedenkstätte Deutscher Widerstand vor einem Vierteljahrhundert angetreten ist, und - in Tateinheit - leider auch nicht ohne die gräßlichste Stilblütenproduktion, von der bislang keiner seiner Texte verschont blieb. Ist man bereit, darüber und über die bieder-moralisierende Elle hinwegzusehen, mit der Steinbach Stauffenbergs Leben mißt ("Hat er sich über die Verletzung der Menschenrechte empört?"), mag das Büchlein als grobe Orientierung über den Werdegang des Hitler-Attentäters wohl bescheidensten Erwartungen genügen.    

 

Osteuropa. Der Band unter dem Titel "Osteuropa und wir" (LIT Verlag, Berlin 2007, broschiert, 147 Seiten, Abbildungen, 17,90 Euro) scheint beim Universitätsfest in Vechta zu vorgerückter Stunde konzipiert worden zu sein. Wobei von "Konzept" eigentlich gerade nicht gesprochen werden kann, denn was haben ein paar Zettelkasteninformationen über die deutsche "Volksstimmung" am Vorabend des Polenfeldzuges, ein launiger Bericht über das deutsch-polnische Naturschutzprojekt im Nationalpark Wartha-Mündung, wo viele Kampfläufer, Seggenrohrsänger und Seeadler sich heimisch fühlen, sowie Ansichten über die kulturellen Grenzen der Osterweiterung gemeinsam? Nichts, aber immerhin den Bezugspunkt "Osteuropa", dürfte sich der Herausgeber Hermann von Laer selbst Mut gemacht haben. Den Wirtschaftspolitik lehrenden von Laer können aber auch viele putzige polnische Kampfläufer nicht davon überzeugen, daß der ornithologischen Bereicherung Europas die ökonomische auf dem Fuße folgen werde, denn für ihn gefährde nichts das "Projekt Europa" so sehr wie der Brüsseler Schritt über die Oder.

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