© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/08 15. Februar 2008

Meldungen

Vom Krebsgang der Krebsforschung

STUTTGART. Da für zwei Drittel aller Deutschen "Gesundheit" ihr höchstes Gut ist, steigt die Nachfrage nach optimaler medizinischer Versorgung unaufhaltsam, auch wenn die "Gesundheitsreform" drastische Einschränkungen unter Berufung auf die "Kostenexplosion" anstrebt. Frustrationen sind hier vorprogrammiert. Auch deshalb, weil die therapeutischen Erfolge von Medikamenten, die aus teuer bezahlter Forschung resultieren, sich eher bescheiden ausnehmen. Das gilt für neuronale Erkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer ebenso wie für die Endlosgeschichte des Krebs. Auf den Seitenbewegungen bevorzugenden Krebsgang der Krebsforschung wirft die Wissenschaftsjournalistin Claudia Eberhard-Metzger ein grelles Licht (Universitas, Nr. 738/07). Im Deutschen Krebszentrum in Heidelberg ist man fast fünfzig Jahre nach der Entdeckung von Alterungsprozessen menschlicher Zellen nicht in der Lage zu erklären, welche Faktoren dafür verantwortlich sind, daß die Zellteilung im sechsten Lebensjahrzehnt nicht bei allen Menschen "natürlich" endet, sondern weiterlaufend bösartige Geschwülste heranwachsen läßt. Mittel, die "Teilungsuhr" solcher genetisch veränderten, überaktiven Tumorzellen stillzustellen, sind bislang nicht gefunden.

 

Kleiner Katechismus täglicher Erziehung

ESSEN. Mit der mäßig sensationellen Feststellung, daß in den sechziger Jahren unter dem Einfluß der Frankfurter Schule ein "gezielter Kampf gegen die Werte des Bürgertums" begonnen habe, beginnt Winfried Schlaffke, Professor für Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik an der Universität München, seinen Rückblick auf vier Dezennien deutschen Mentalitäts- und Wertewandels (Katholische Bildung, 1/08). Für Schlaffke, bis 2001 stellvertretender Direktor des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft, ist diese Vergangenheitsbewältigung jedoch kein Selbstzweck, sondern Ausgangspunkt, um Wege aus der Krise zu weisen. Da linke Sozial­utopien mit dem Versprechen auf "Chancengleichheit" und "Rundumversorgung" die Krise verursacht hätten, die zur heute bis tief in die CDU-Wählerschaft hineinwirkenden "Verunselbständigung des Menschen" geführt habe, plädiert Schlaffke für eine Rückkehr zur "Leistungsgesellschaft" im Sinne Friedrich A. Hayeks, für eine Ablösung der "Verteilungs-" durch "Leistungsethik". Diese Umkehr von der "Kollektivität zur Individualität" solle im Bildungssektor beginnen. Konsequent münden Schlaffkes Reformvorschläge daher in einem "kleinen Katechismus täglicher Erziehung", mit "sieben Geboten" für Eltern. Seine Lage-analyse legt nahe, hier mit Elementarem anzusetzen wie "Laß deine Kinder nicht ohne Frühstück zur Schule gehen" oder "Verhindere das Schuleschwänzen".

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen