© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/08 15. Februar 2008

Belgien, was nun?: Die nationale Einheit wird immer mehr in Frage gestellt
Spaltungstendenzen im Nachbarland
Christian Dorn

Aus meiner Sicht muß die Trennung erfolgen", erklärt der ältere Herr mit dem Hut auf dem Marktplatz, und die zwei Flamen im Kaffeehaus springen ihm bei: "Jedes Jahr fließen Milliarden von Flandern nach Wallonien."

Auf Wiedersehen Belgien, könnte man meinen, wenn man die Stimmung im Nachbarland betrachtet. Schwierigkeiten bei der Regierungsbildung, heftiges Gerangel um Geld und Einfluß sind nur der Ausdruck des schon lang anhaltenden Zwistes zwischen den flämischen und französischsprachigen Parteien. Steht die nationale Einheit also in Frage? Ist gar die Spaltung des 1830 aus den Nachwehen des Wiener Kongresses entstandenen Staates unvermeidlich? Für die flämischen Rechtsnationalen vom Vlaams Belang oder der Neuen Flämischen Allianz (N-VA) ist die Sache klar. Sie kämpfen für eine Teilung Belgiens, finden mit ihrer Kritik Gehör und haben seit Jahr und Tag politischen Erfolg.

"Belgien, was nun?" fragt deshalb ein Arte-Themenabend und bewegt sich dabei auf den Spuren der Sendung "Bye bye Belgium", die im Dezember 2006 auf überaus realistische Weise eine Spaltung Belgiens darstellte und für großen Aufruhr im Nachbarland sorgte.

Also begibt sich die belgische Regisseurin Nathalie Borgers in ihrer - französischen - Dokumention auf Stimmenfang und befragt die belgische Bevölkerung von Nord bis Süd, von West bis Ost. Im Anschluß sinniert der französische Fernsehmoderator Jean-Christophe Victor in seinem Politmagazin "Mit offenen Karten" über die Frage: Geht Belgien der Spaltung entgegen? Und um 22.05 Uhr soll dann eine große Diskussionsrunde die weittragende Frage beleuchten, ob es eine "Scheidung auf belgisch" gibt - eine tschechoslowakische gab es ja schon - und wie sie aussehen könnte.

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