© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/08 22. Februar 2008

Meldungen

Streit um Schüler-Paten für Holocaust-Opfer

PARIS. Präsident Nicolas Sarkozy ist mit seinem Vorschlag, alle Schüler der letzten Grundschulklasse sollten als "Paten" für jeweils eines der etwa 11.000 jüdischen Kinder fungieren, die aus Frankreich dem Holocaust zum Opfer fielen, auf Kritik gestoßen. "Das kann man den kleinen Zehnjährigen nicht zumuten", erklärte die liberale Politikerin Simone Veil. Zudem könne man "von keinem muslimischen Kind verlangen, sich mit einem jüdischen Kind zu identifizieren", so die frühere Präsidentin des EU-Parlaments. Ex-Premier Dominique de Villepin erklärte, er glaube nicht, "daß man das Erinnern verordnen oder mit Gesetzen erzwingen kann". Die Schoa-Historikerin Annette Wieviorka nannte den Plan einen "unüberlegten Coup ohne Tiefgang". Die Historikerin Esther Benbassa befand diese Idee in Le Parisien für "extrem morbide". Der Vorschlag sei gefährlich, da er bei den Kindern "extreme Schuldgefühle" wecken könne. Bildungsminister Xavier Darcos meinte, das Thema stehe auf dem Lehrplan: "Man muß den Lehrern vertrauen." Sarkozy hatte Darcos aufgefordert, den Vorschlag ohne Verzögerung mit Schuljahresbeginn 2008/09 zu verwirklichen.

 

Regierungsmitglieder waren Stasi-Mitarbeiter

SOFIA. Die Parlamentskommission für die Offenlegung der bulgarischen Stasi-Akten hat vorige Woche die Namen von 107 Nachwende-Regierungsmitgliedern bekanntgegeben, die vor 1990 für den kommunistischen Geheimdienst gearbeitet haben. Auf der Liste stehen neben dem sozialistische Ex-Premier Schan Wassilew Widenow (1995-1997) und 29 früheren Ministern auch der jetzige bulgarische Botschafter bei der Nato und zwei derzeitige Vize-Außenminister. Der postkommunistische Staatspräsident Georgi Parwanow, der unter dem Decknamen "Goze" als Stasi-Spitzel tätig war, lehnte Konsequenzen mit den Worten ab: "Welcher normale Mensch interessiert sich für kommunistische Geheimdienstakten?" Auch Premier Sergej Stanischew will an seinen sieben enttarnten Vize-Ministern festhalten.

 

Türken-feindlicher Präsident abgewählt

NIKOSIA. Der für seine unnachgiebige Haltung gegenüber der Türkei bekannte zypriotische Präsident Tassos Papadopoulos ist abgewählt worden. Am Sonntag findet nun eine Stichwahl zwischen dem früheren Außenminister Ioannis Kasoulides und dem kommunistischen Parlamentspräsidenten Dimitris Christofias statt. Papadopoulos hatte sich 2004 einem Uno-Plan zur Vereinigung des griechischen und des türkischen Inselteils widersetzt. Auch zwei Drittel der Zypern-Griechen stimmten damals in einem Referendum gegen den Vorschlag. www.oeaw.ac.at

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