© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/08 29. Februar 2008

Mundgerechtes für die Antifa
Ernst Pipers NS-Geschichte
Hans Joachim von Leesen

Was sollte uns eine weitere "Kurze Geschichte des Nationalsozialismus" bringen, wie sie der Privatdozent Ernst Piper vorlegt? Man stolpert über den Zusatz, es handele sich um die Geschichte dieser politischen Richtung "von 1919 bis heute", also bis 2008. Was darunter zu verstehen ist, erfährt man, wenn man auf den ersten 266 Seiten liest, was man schon hundertmal in ähnlichen Schriften gelesen hat: Adolf Hitler, der von Anfang an nichts anderes im Sinn hatte, als seinen "eliminatorischen Antisemitismus" auszuleben, begann 1919 mit der "SA-Terrortruppe" eine Bande zur Verwirklichung dieses Zieles zu rekrutieren.

Weder erfährt man etwas über die Politik der Nachbarländer wie Polen und Frankreich nach 1919, noch über Revolutionsversuche der Kommunisten. Zu den immensen Reparationszahlungen, zu denen Deutschland aufgrund des Versailler Friedensvertrag gezwungen wurde, wird lediglich gesagt, es sei "bis heute umstritten, ob sie überhaupt eine Auswirkung auf die Wirtschaft der Weimarer Republik gehabt" hätten. Im Interesse der Schwerindustrie habe Hitler aufgerüstet. Wehrmacht, Polizei und zivile Verwaltung seien sich dann einig gewesen, die Bevölkerung der Sowjetunion inklusive der Juden zu vernichten. Daß eine Million Sowjetbürger auf deutscher Seite aktiv gegen Stalin kämpften, bleibt dabei lieber verheimlicht - ebenso wie die Sowjetgreuel beim Einmarsch in Deutschland oder das britische "terror bombing" gegen die Zivilbevölkerung. Dafür läßt die fünfzigseitige Anklageschrift gegen die deutsche Schuld keinen Platz.

 Und dann erfährt man, warum Ernst Piper die Geschichte des Nationalsozialismus "bis heute" zu schreiben beabsichtigte: "in der Bundesrepublik lag in den Ministerien der Anteil ehemaliger Mitglieder der NSDAP höher als in der NS-Zeit". Und: "Die Deutschen sind unfähig zu trauern." Wenn sie die "angeblich zu Millionen umgekommenen Vertriebenen" beklagen, dann ist das "erheblich übertrieben".

Man erfährt im Impressum, daß die Druckrechte seit 1999 bei einem kleinen Verlag liegen, der sich vorwiegend anarchistischer Literatur und linksextremistischen Schriften widmet. Warum der Verlag Hoffmann & Campe, der zwar kein großes wissenschaftliches Renommee, aber durchaus einen Ruf zu verlieren hat, nun dieses Buch verlegt, leuchtet nicht ein. Es sei denn, die Bundeszentrale für politische Bildung hat eine Abnahme von - na, sagen wir - dreitausend Exemplaren bereits zugesagt.     

Ernst Piper: Kurze Geschichte des Nationalsozialismus von 1919 bis heute. Verlag Hoffmann & Campe, Hamburg 2007, gebunden, 352 Seiten, 17,95 Euro

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