© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/08 29. Februar 2008

Blick in die Medien
Kapitalismus bäh
Ronald Gläser

Früher wollten die Achtundsechziger den Kindern Märchen verbieten, weil die so furchtbar gemein sind. Damals habe ich den Kopf geschüttelt über Leute, die "Dornröschen" für zu grausam halten. Wenn ich heute den "Tigerentenclub" sehe, dann wünsche ich mir diese Zeiten fast zurück. Neulich wurden in dieser ARD-Sendung Kinder aufgehetzt - von einer Tante des Weltzukunftsrats (was immer das auch sein mag). Sie sprach vom Klima und anderen Katastrophen. Dazu wurde ein Film eingespielt, der den "sterbenden Regenwald" zeigte, weil "Exxon nur an schnellen Profiten interessiert ist". Dann wurden die Kinder (ca. acht bis neun Jahre) aufgefordert, den Politikern ihre Meinung zu sagen. Wie auf Knopfdruck kamen die Gutmenschenaussagen: Es ist nicht gerecht, daß in der Dritten Welt so viele Arme leben. Einer fordert, daß keine Atomkraftwerke mehr gebaut werden, weil "das schlecht für die Umwelt ist". Musikalisch unterlegt war das Ganze nach RTL-Manier mit einem Popsong (der Anti-Bush-Ballade "Dear Mr. President" von Pink). Ich finde, die Politisierung von Kindern im Staatsfernsehen sollte verboten werden. Das ist wie im Osten.

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