© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/08 07. März 2008

Forderungen der Türkischen Gemeinde
Die Stimme seines Herrn
von Michael Paulwitz

Kenan Kolat hat es eilig damit, die Weisungen seines "Führers" Erdoğan in die Tat umzusetzen. Keine drei Wochen nach dessen Kölner Sportpalastrede fordert der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland den Zehnten für seine Leute - zehn Prozent der Ausbildungs- und Arbeitsplätze und der Polizeistellen. Fürs erste.

Neu sind nicht Kolats Forderungen, sondern der - an seinen "Lider" erinnernde - arrogante Ton. Kolat spricht nicht wie ein Bürger des Landes, in dem er lebt, sondern wie der Repräsentant einer Siegermacht, die dem Unterlegenen die Waffenstillstandsbedingungen diktiert: Maulkorb für öffentliche Debatten, Umerziehungsprogramme für die "Deutschstämmigen", Türkisch- und Islamunterricht für die eigenen Leute, natürlich unter Aufsicht der "Migrantenorganisationen". Da müssen wir uns eben noch mehr anstrengen, damit die neuen Herren von der "türkischstämmigen Community" uns noch mal vertrauen.

Integration ist für Kolat nur noch "sogenannt" und abgehakt. Er will ein möglichst großes Stück vom Staatskuchen, zu seinen Bedingungen. Erdoğans Vorposten macht sich kaum mehr die Mühe, seinen Griff nach der Macht mit diskurskompatiblen Multikulti-Phrasen zu bemänteln. Auf Schäubles "Islamkonferenz" darf er sich als Repräsentant eines Staats im Staate fühlen. Weiß der Bundesinnenminister, was er tut, wenn er sich mit solchen Leuten an einen Tisch setzt?

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