© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/08 07. März 2008

Blick in die Medien
Variante C
Ronald Gläser

Live-Schaltungen im TV sind oft sinnlos. So wie unverständliche Lautsprecheransagen in Bahnhöfen. Drei Formen gibt es: Bei Variante A berichtet ein Reporter von einer Pressekonferenz, die noch läuft. Er faßt zusammen, wer was gesagt hat, obwohl noch längst nicht alles gesagt ist. Bei Variante B steht ein Reporter vor einem Gebäude, in dem irgendein Koalitionsausschuß oder ein Runder Tisch tagt. Aus Ermangelung echter Informationen berichtet er, daß gerade Häppchen geliefert wurden. Also, so schließt er, sind es harte Verhandlungen, die noch die ganze Nacht dauern werden. Die dritte und letzte Variante war neulich dann im Frühstücksfernsehen, sie ist die Steigerung der Variante B. Für das ZDF stand Inken Klinge vor dem menschenleeren hessischen Landtag. Sie faßte die schwierige Lage in Wiesbaden zusammen. Die Regierungsbildung sei ein "kniffliges Problem". Neue Fakten konnte sie leider nicht präsentieren. Genausogut hätte sie das aus einem warmen Studio senden können. Oder fühlen sich die Zuschauer etwa besser informiert, weil eine arme Journalistin um sechs Uhr morgens in der Kälte steht und friert?

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen