© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/08 14. März 2008

Meldungen

Putins Las Vegas an der Ostsee

PINNEBERG. Über den Fortgang der Restaurierungsarbeiten in der Arnauer Katharinenkirche weiß der Kieler Anglist Walter T. Rix Erfreuliches zu berichten. Das ist aber fast der einzige kulturelle Lichtblick, den Putins westlichste Provinz augenblicklich zu bieten hat. Offenkundig unter reger Anteilnahme der Kaliningrader und Moskauer Mafia  plant man in Palmnicken an der samländischen Westküste ein russisches Las Vegas. Damit die Neureichen so schnell wie möglich an die Spieltische kommen, ist eine autobahnähnliche Verbindung in Arbeit, die die übriggebliebene kleinräumige Kulturlandschaft des Samlandes weiter verwüstet. Der Gutspark von Bledau, auf den Bauzeichnungen schon getilgt, soll nun nach Protesten verschont werden, wohl aber nicht das verfallende Schloß Grünhoff, das General von Bülow-Dennewitz einst als Dotation für Verdienste im Befreiungskrieg gegen Napoleon empfing. In Cranz, Preußens ältestem Seebad, gibt es seit kurzem keinen Strand mehr (Unser schönes Samland, 177/08).

 

Zur Vorgeschichte der Max-Planck-Gesellschaft

MÜNCHEN. Rüdiger Hachtmann hat gerade über die Geschichte der Generalverwaltung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG) in der NS-Zeit ein zweibändiges Monumentalwerk auf den Markt geworfen. Eine erfreulich kurze Zusammenfassung der wesentlichen Resultate dieser Arbeit zu "Politik und Selbstverständnis einer Großforschungseinrichtung", die sich seit 1946 Max-Planck-Gesellschaft nennt, offeriert er nun in den Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte (1/08). Wie nicht anders zu erwarten, dokumentiert er die "stupende Erfolgsgeschichte" der KWG nach 1933 und im Rahmen der Rüstungsforschung nach 1939. Richtig übelnehmerisch präsentiert Hachtmann aber den Generalsekretär Ernst Telschow. Dieser Chemiker sei nicht einmal ein gestandener "Rechtsintellektueller" gewesen, habe aber mit seinem "informellen networking" über den "besten Zugang zu den Spitzen des Regimes" verfügt. Als "Technokrat der Macht" habe Telschow offenkundig ohne ideologischen Ballast weit effizienter wirken können. An Originalität haben derartige Einsichten freilich auch in ihrer Kurzversion nicht gewonnen.

 

Erste Sätze

Die Erinnerung durchmißt zurückeilend die Strecke von zwei Menschenaltern und verweilt bei einer Märznacht des Jahres 1888, das zwei Kaiser sterben und den letzten ihren Platz einnehmen sah.

Bernhard Guttmann: Schattenriß einer Generation 1888-1919, Stuttgart 1950

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