© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/08 28. März 2008

Chinas Tibet-Politik
Olympia zuliebe
von Karl Hafen

Es war zu erwarten, daß die Tibeter im Jahr der Olympischen Spiele auf die Jahrzehnte andauernde Unterdrückung und die Vergewaltigung der tibetischen Kultur aufmerksam machen würden. Die chinesische Führung, die ihre Art der Ordnung - das heißt Unterwerfung - wiederherstellen will, hat nun Zeichen gesetzt. Das wird die Uiguren und andere Muslime in China nicht davon abhalten, ebenfalls vor oder während der Olympischen Spiele Autonomie, zumindest mehr Freiheiten und Rechte einzufordern. Dann aber hat es Peking nicht mit demonstrierenden Buddhisten und ein paar tibetischen Heißspornen zu tun, sondern macht sich im schlimmsten Falle die al-Qaida zum Feind. Die chinesische Regierung, deren kommunistische Partei durch Mitgliederschwund immer mehr Rückhalt im eigenen Land verliert, täte gut daran, statt zum Volkskrieg aufzurufen, sofort den Dialog mit den Minderheiten zu suchen und Menschenrechte zu gewähren. Weil unter den jetzigen Umständen Sportler sich nicht frei bewegen, die Presse nicht frei berichten und die Gäste sich nicht mit chinesischen Bürgern frei begegnen können, sollten die Spiele verlegt werden - des Sports und der olympischen Idee zuliebe.

 

Karl Hafen ist Geschäftsführender Vorsitzender der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), Deutsche Sektion e.V.

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