© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/08 28. März 2008

Blick in die Medien
Sargnagel-TV
Ronald Gläser

Die Medien jubeln Spitzenpolitiker hoch, und sie stürzen sie wieder. Joschka Fischer könnte ein Buch darüber schreiben: Die gleichen Zeitgeistmedien, die ihm jahrelang hörig waren, haben ihm 2005 wegen der vergleichsweise unbedeutenden Visa-Affäre den Garaus gemacht. Zur Zeit ist es Kurt Beck, den sie alle auf dem Kieker haben. Sein Auftritt bei Beckmann war ein einziger Spießrutenlauf. "Was würden Sie dem chinesischen Ministerpräsidenten sagen, wenn Sie ihm gegenübersitzen würden?" fragte der ARD Moderator. "Ich würde ihm sagen, wie wichtig eine positive Entwicklung ist", antwortet der SPD-Chef. Dazu blenden die Kamera Bürgerkriegsbilder aus Tibet ein. So ging es die ganze Sendung. Am schönsten war es, als Beck gefragt wurde, über welche Schlagzeile er sich am meisten geärgert habe. Er antwortete nicht. Aber die Kamera blendet die (gelungene) taz-Überschrift "Vom Notnagel zum Sargnagel" ein, die sich auf Beck bezog. Hinterher kam noch Ulrich Wickert, um Becks Aussagen mit George Bushs Lüge von Massenvernichtungswaffen in eine Reihe zu stellen. Armer Kurt. Ob er das noch lange durchhält?

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