© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/08 04. April 2008

Meinungsfreiheit
Europa und sein Eroberer
Doris Neujahr

Der Film "Fitna" (Zwietracht) des niederländischen Politikers Geert Wilders ist ein Propagandafilm. Wilders will nicht der altehrwürdigen islamischen Religion gerecht werden, sondern auf die politischen Entwicklungen und Gefahren hinweisen, die sich unter Berufung auf die Religionsfreiheit in Europa ausbreiten. Um die Verschwörung des Schweigens zu durchbrechen, benutzt er den Holzhammer. Die Entscheidung des Internet-Anbieters, aufgrund von Drohungen "sehr ernster Natur" nach nur einem Tag den Film vorübergehend aus dem Netz zu nehmen, beweist dessen Berechtigung.

Die Aufgabe freier Medien wäre es, aus Wilders' Attacke den rationalen Kern herauszupräparieren. Statt dessen akzeptieren sie die islamistische Gewaltdrohung als neue Grundlage des Politischen und konzentrieren sich auf den "giftigen Vulgärpopulismus" und "provokativen Irrwitz" des "Rechtspopulisten" Wilders, der "die Zone der Legitimität längst verlassen" habe. Oft sind es dieselben Leute, denen Angriffe gegen den christlichen Glauben gar nicht schweinisch genug sein können und die sich, wenn Kirchenmänner wie Meisner oder Mixa dagegen Protest einlegen, völlig gefahrlos für die "Meinungsfreiheit" in die Bresche werfen.

Solche doppelten Standards sind sowohl Symptome von moralischer Korruptheit wie eines brüchigen ideologischen Überbaus. Begriffe wie "Dialog", "Integration", "Euro-Islam" zum Beispiel bezeichnen ungedeckte politische Schecks, ausgestellt von Europas Funktionseliten, die, wenn sie platzen, vom gemeinen Bürger beglichen werden müssen. Eine dritte wirkungsmächtige Tatsache bilden die Angst vor der Gewalt und die Selbstpazifizierung. Wären die deutschen Medien tatsächlich so geschichtsbewußt, wie sie sich wähnen, würden sie Vergleiche mit dem Jahr 1932 anstellen, als Polizei und Justiz es häufig schon nicht mehr wagten, mit der gebotenen Konsequenz gegen die Nationalsozialisten vorzugehen.

Der amerikanische Autor John Ney, der Europa mehr liebte als alle Brüsseler Eurokraten zusammen, veröffentlichte 1970 das Buch "Die europäische Kapitulation", in dem es heißt: "Die Entscheidung zwischen Kapitulation und Widerstand wird nicht von vorhandenen menschlichen Reserven, materiellen Mitteln oder irgendwelchen anderen, sichtbaren Faktoren erzwungen, sondern sie ergibt sich aus einer psychologisch-sexuellen Einstellung. Kapitulation ist (...) das Eingeständnis eines Mangels und der Bereitschaft, es dem Eroberer zu überlassen, den Mangel zu beseitigen. Die personifizierte Kapitulation ist eine ruhelose, einsame Frau, die allein auf einem entlegenen Hof lebt und ihre Ruhelosigkeit vor sich selber verbirgt, bis sie eines Tages (...) von ihrer Gartenveranda aus auf den nackten, muskulösen Rücken eines Landstreichers starrt, der Holz hackt, um sich damit ein Essen zu kochen. Ihr Seufzer, der in der sommerlichen Hitze deutlich über den ganzen Hof dringt, macht ihnen beiden bewußt, daß für sie nichts anderes übrigbleibt, als sich ihm hinzugeben."

Findet das heutige Europa sich tatsächlich in einem derangierten Weibsbild wieder?

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