© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/08 04. April 2008

Blick in die Medien
Kleine Schwester
Ronald Gläser

Berlin droht eine große Schlacht. Nein, kein Hertha-Spiel und nicht der 1. Mai. In der Hauptstadt mischt jetzt eine weitere Boulevardzeitung mit, die größte, um genau zu sein. Neben der B.Z. (West) und dem Berliner Kurier (Ost) könnte sich Bild als gesamtdeutsche Boulevard-Alternative positionieren. Als wäre der journalistische Konkurrenzkampf - alle Boulevardmedien leiden unter beträchtlichem Leserschwund - noch nicht hart genug, ist die Bild  zu Ostern nach Berlin umgezogen. Gleich begann sie mit der großflächigen Anzeigenkampagne unter dem Motto "Bild liebt Berlin". Was bedeutet das für den Berliner Zeitungsmarkt? Die Bild Berlin war innerhalb des Springer-Konzerns stets nur die kleine Schwester der B. Z. (Auflage 200.000). Vielleicht ändert sich das ja jetzt. Aber dann würde sie wohl vor allem auf Kosten der B. Z. gewinnen. Das kennen wir aus anderen Konzernen: Ford hat vor gut zehn Jahren den Ka auf den Markt geworfen, der sogleich "Auto des Jahres" wurde - zum Schaden des Fiesta, dessen Absatzzahlen prompt einbrachen. So ist das, wenn sich zwei rivalisierende Konzernteile um die gleiche Kundschaft kümmern.

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