© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/08 11. April 2008

Katz und Maus in Las Vegas
Kino: Das Zockerdrama "21" von Robert Luketic
Michael Insel

Sieger taugen immer als Leinwandhelden, attraktive und blitzgescheite junge Siegertypen erst recht. Das dachte sich jedenfalls Robert Luketic und drehte nach der Vorlage von Ben Mezrichs autobiographischem Bestseller "Bringing Down the House" einen Film über sechs Studenten am renommierten Massachusetts Institute of Technology (M.I.T.), die Mitte der 1990er Jahre mit einem beinahe unfehlbaren Kartenzählsystem in Las Vegas abräumten.

Mit tatkräftiger Unterstützung der Drehbuchautoren Peter Steinfeld und Allan Loeb sowie von Kameramann Russell Carpenter schwelgt Luketic, der bislang vor allem durch die ebenfalls im Eliteuni-Milieu angesiedelte Komödie "Natürlich blond" (2001) auf sich aufmerksam machte, im grellen Neongeglitzer der Sin City. Dank gewitzter Schneidetechnik und ein bißchen CGI-Zauberei geraten selbst die in anderen Zockerfilmen eher drögen Szenen am Kartentisch zum spannenden Katz-und-Maus-Spiel.

Ben Campbell (kompetent von dem britischen Nachwuchsstar Jim Sturgess verkörpert) ist ein braver, aber ganz patenter Typ mit hohem IQ und Anflügen von Strebertum. Mit seinen glänzenden Noten könnte er nach dem Collegestudium an die Medizinische Fakultät des benachbarten Harvard überwechseln, nur mangelt es ihm am nötigen Kleingeld, um die Studiengebühren in Höhe von 300.000 Dollar aufzubringen. So ist die Versuchung groß, dem Drängen seines charismatischen Mathematikprofessors Mickey Rosa (souverän: Kevin Spacey) nachzugeben und dessen Geheimclub für Rechenkünstler beizutreten. Den Ausschlag gibt schließlich die Aussicht, ganze Wochenenden in Luxushotels mit dem Campus-Starlet und Zahlengenie Jill Taylor (Kate Bosworth) zu verbringen.

Damit beginnt für Ben ein Doppelleben. Auf den regelmäßigen Spritztouren nach Las Vegas lernt er das Playboy-Dasein kennen und genießen. Zu Hause in Boston  versteckt er seine Ersparnisse in seiner kargen Studentenbude und verliert zunehmend den Kontakt zu seinen alten Freunden. Das kann nur ein böses Ende nehmen - sollte man meinen.

Aber im Hollywood-Kino gelten andere Gesetze, und nach einigen unterhaltsamen, aber vorhersehbaren Irrungen und Wirrungen, an denen vor allem ein rachedurstiger Casino-Sicherheitsbeauftragter (Laurence Fishburne) schuld ist, hat Ben seine Lektion gelernt - schnelles Geld: schlecht, harte Arbeit: gut, tolle Story: unschlagbar - und darf als Geläuterter doch noch mit der Erfüllung seines Traums von der gutbürgerlichen Karriere rechnen.

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