© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/08 11. April 2008

Frisch gepresst

Habermas. Die Reflexe dieses "öffentlichen Intellektuellen" funktionieren besser als die von Pawlows Tölen. Freilich klingt viel inzwischen fast nach Alterssenilität, wenn der bald 80jährige Jürgen Habermas wieder die "eilfertige Amnesie der frühen Bundesrepublik", "faule Asylrechtskompromisse" beweint, oder den Stolz auf die "Distanz" seiner Gummersbacher Heimat zu Berlin herauskehrt, wenn er die "rechtliche Zähmung des Kapitalismus" einfordert und vor der "neoliberalen Orthodoxie" warnt, die Europa daran hindern werde, das "klassische Völkerrecht" zur "politisch verfaßten Weltgesellschaft" fortzuentwickeln (Ach, Europa. Kleine Politische Schriften XI. Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M. 2008, broschiert, 192 Seiten, 9 Euro). Das sind tatsächlich Döntjes eines rhetorischen Serientäters, umrahmt von Elogen auf westliche "Freunde" wie den Bush-Kriegsapologeten Richard Rorty oder den neulich in der Etappe (19/2007) von Pierre Chassard souverän dekonstruierten Dekonstrukteur, Homogenitäts-Hasser und "Papier-Franzosen" Jacques Derrida. Aber die alle ideologischen Obsessionen seines unglücklichen Bewußtseins komprimierenden Sätze stehen auf Seite 93, in einer Dankrede für den NRW-Staatspreis aus CDU-Hand. Sie begründen die Notwendigkeit von "Einwanderung". Denn Migranten "öffnen" das "dichte Gewebe der jeweiligen nationalen Kultur", sie machen "verkapselte Kulturen poröser, aufnahmefähiger". Dies diene der "transnationalen Erweiterung staatsbürgerlicher Solidarität". Und die bilde dann den "Unterbau eines europäischen Volkes". "Der Muslim von nebenan", den Emeritus Habermas im noblen Starnberg freilich nicht ertragen muß, ist von ihm auserkoren als Element der nationalen Dekomposition und Ferment der europäischen Integration. Da kann ja nichts mehr schiefgehen!

 

Christen in Gefahr. Während die Bedrohung der Werte der säkularen Gesellschaft durch den Islam von prominenter Seite immer wieder betont wird, interessiert sich hierzulande kaum jemand für die islamische Bedrohung für das Christentum. Besonders gefährdet sind ehemalige Muslime, die zur christlichen Wahrheit gefunden haben und dafür von ihren ehemaligen Glaubensgenossen mit dem Tode bedroht werden. Das Hilfswerk Open Doors International, das bedrohten Christen in der ganzen Welt beisteht, hat nun ein spannendes Lesebuch mit Fallschilderungen veröffentlicht, verfaßt von dem Missionar und Open-Doors-Gründer "Bruder Andrew", bekannt geworden als "der Schmuggler Gottes", seit er während des Kalten Krieges Bibeln in den Ostblock schmuggelte. (Verräter ihres Glaubens. Das gefährliche Leben von Muslimen, die Christen wurden. Brunnen Verlag / Open Doors, Gießen 2008, broschiert, 400 Seiten, 12,95 Euro)

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