© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/08 11. April 2008

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Weltwirtschaft: Wieder mehr Schulden machen

BERLIN. Der Volkswirt Heiner Flassbeck zog unter Minister Oskar Lafontaine 1998 als Staatssekretär ins Bundesfinanzministerium ein - und sehr schnell wieder aus. Sein Selbstvertrauen als "Weltökonom" wurde durch diesen Abgang nicht erschüttert. Seit 2003 Direktor Makroökonomie in der Genfer UN Conference on Trade and Developement, verteilt der Hamburger Honorarprofessor nun im Sekundentakt Patentrezepte für eine "gelenkte" Weltwirtschaftsschaft (Blätter für deutsche und internationale Politik, 3/08). So läßt er sich auch bei der aktuellen Kernschmelze an den Finanzmärkten nicht lange bitten. Angriffsziel sind aber nicht etwa die US-Investmentbanken, sondern die Europäische Zentralbank (EZB). Mit Blick auf die "hochgradig gefährdete" deutsche Wirtschaft hält Flassbeck der EZB vor, nicht ähnlich energisch in die Märkte zu intervenieren wie die US-Notenbank. Das passe zwar zu der ignoranten Haltung von Bundesbank und Bundesregierung, die sich seit dreißig Jahren weigere, einen Beitrag zur Stabilisierung der globalen Wirtschaft zu leisten, sei aber "dumm und kurzsichtig". Es komme nun darauf an, die öffentlichen Ausgaben zu erhöhen. Nur dies sei, "natürlich finanziert durch höhere öffentliche Verschuldung", in einer Zeit hoher Verunsicherung privater Haushalte die wirksame Strategie. Als völlig illusorisch müsse verworfen werden, inmitten weltwirtschaftlicher Erdbeben 2011 einen ausgeglichenen Bundeshaushalt vorlegen zu können. Sollte Peer Steinbrück an diesem Ziel festhalten, werde er "sein Waterloo erleben".

 

Für die Einheit von Forschung und Lehre

BERLIN. Einheit von Forschung und Lehre heißt nicht, daß jeder Student ein kleiner Forscher werden müsse. So sei das Humboldt­sche Bildungsideal auch nicht zu verstehen, meint Peer Pasternack, der 2002/03 Staatssekretär für Forschung, Wissenschaft und Kultur unter Senator Thomas Flierl (PDS) in Berlin war und heute Forschungsdirektor am Institut für Hochschulforschung an der Universität Halle-Wittenberg ist. Denn auch zu Humboldts Zeiten wurde unter der "Einheits"-Devise überwiegend auf profane Berufe, nicht auf eine "zweckfreie" Forscherexistenz vorbereitet. Wer heute mit neoliberaler Konditionierung diese Einheit auflösen möchte und von den Hochschulen exklusiv "arbeitsmarktkompatible Qualifikationen" einfordert, weiß offenbar nicht, was er redet. Nur ein Hochschulstudium mit engster Forschungsbindung gewährleiste die für die Beschäftigungsfähigkeit relevanten Kompetenzen: analytisches Denkvermögen, selbständiges Denken und Arbeiten, Problemlösungs- und Entscheidungskompetenz (Deutsche Universitäts-Zeitung, 2/08).

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