© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/08 25. April 2008

Frisch gepresst

Wikingerland. Selbst Ästhetikmuffel dürfte "Die Schleiregion" (Land - Wasser - Geschichte. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2007, gebunden, 240 Seiten, Abbildungen, 19,90 Euro) davon überzeugen, daß es manchmal nicht allein auf den Buchinhalt ankommt. Was hier die Herausgeber Claus von Carnap-Bornheim und Martin Segschneider vom Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein schufen, darf als landeskundliches Gesamtkunstwerk gelten, an dem Prähistoriker, Archäologen, Geologen, Volkskundler und Architekturhistoriker ihren Anteil haben. Prall gefüllt mit Zeichnungen, Karten, Diagrammen und farbigen Fotografien, angereichert überdies mit praktischen Hinweisen zu Anfahrtswegen und Öffnungszeiten, ist dies weit mehr als bloß ein "Führer zu den archäologischen Denkmalen" einer einzigartigen maritimen Kulturlandschaft, die von 700 bis 1050 n. Chr. von den Wikingern geprägt wurde. Denn die Funde des seit 1934 in mehreren Grabungskampagnen freigegelegten Handelszentrums der Wikinger, Haithabu, die im 1985 eröffneten "Wikinger Museum" zu bestaunen sind, bilden nur einen Schwerpunkt. Daneben folgt man den Autoren zurück in die stein- und bronzezeitlichen Besiedlungsanfänge, nimmt am ausführlichen "Stadtbummel der besonderen Art" durch Schleswig teil, das Haithabu vor Lübecks Aufstieg für 150 Jahre als Handeldrehscheibe zwischen Nord- und Ostsee abgelöst hatte, läßt sich in Geheimnisse der Runenschrift einweihen und wird mit frühneuzeitlichen Anfängen der Adelskultur auf den Gütern entlang der Schlei vertraut gemacht. Als Filmkulisse für die ZDF-Endlosserie "Der Landarzt" schöpft die Schleiregion ihr kulturtouristisches Potential also wahrlich noch nicht aus.

 

Feindbild NPD. Gebe es die NPD nicht, man müßte sie wohl erfinden. Andernfalls würde die Arbeitslosenstatistik um eine Heerschar von Journalisten und vermeintlichen Wissenschaftlern bereichert werden. Kaum ein Monat vergeht, in dem nicht irgendein Verlag mit einem weiteren Buch über die Partei aufwartet. Neuigkeiten, die über den Informationsgehalt des längst Bekannten hinausgehen, sucht man jedoch zumeist vergeblich. So auch beim neuesten Werk von Fabian Virchow und Christian Dornbusch aus dem Wochenschau Verlag mit dem einfallsreichen Titel "88 Fragen und Antworten zur NPD" (Schwalbach 2008, 335 Seiten, broschiert, 24,80 Euro). Das Buch stellt zwar die richtigen Fragen, findet jedoch keine Antworten. So stößt man zum Beispiel unter "Wer finanziert die NPD" auf die bahnbrechende Erkenntnis, daß die Partei ihre finanziellen Mittel - wie im übrigen alle Parteien - aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und staatlichen Geldern wie der Wahlkampfkostenerstattung und Fraktionsgeldern schöpft.

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