© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/08 02. Mai 2008

Meldungen

Staatsbankrotte und Finanzkrisen normal

BASEL. Für den Schweizer Ökonomen Silvio Borner kam die US-Immobilienkrise nicht überraschend. "Das Phänomen der spekulativen Blasen begleitet uns, seit wir eine Geldwirtschaft mit Finanzmärkten haben, also seit Jahrhunderten", schrieb der VWL-Professor von der Universität Basel in der Zürcher Weltwoche. Auch wiederholte Staatsbankrotte seien die Regel und nicht die Ausnahme. Ein "zweiter Klassiker" sei die Bankenkrise, verursacht durch Staatsverschuldung im Inland. "Der Staat entledigt sich dieser Schulden in der eigenen Währung durch eine überraschende Inflation", so Borner. Ein "dritter Klassiker" seien "Kreditkrisen, die wie im aktuellen Fall im Privatsektor entstehen". Illiquide Güter wie Rohstoffe, Land, Liegenschaften oder Aktien "bilden im Spekulationsfieber Preisblasen, die irgendwann platzen". Die Zentralbanken und der IWF pumpten dann Liquidität in die Finanzmärkte, um so deren Zusammenbruch zu verhindern. Aber "weil das Wissen um diesen Retter die Banken dazu verleitet, höhere Risiken bei der Kreditvergabe einzugehen, weil große Akteure too big to fail sind", könnten immer wieder neue Blasen entstehen.

 

Finanzexperte Merz für sechs Euro Mindestlohn

ARNSBERG. Der CDU-Finanz­experte Friedrich Merz hält den wachsenden Niedriglohnbereich für ein Problem, dem auch mit einem flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn begegnet werden könne. "Ich habe am Anfang auch gesagt: Laßt die Finger davon", erklärte der frühere Unionsfraktionschef in der Zeit. "Aber wir haben ja längst einen ziemlich hohen Mindestlohn für Nichtarbeit: Ein alleinstehender Arbeitsloser bekommt als Arbeitslosengeld II umgerechnet rund fünf Euro netto pro Stunde", so Merz. "Ich halte den Gedanken der Union, daß derjenige, der arbeitet, mehr verdienen muß als der, der nicht arbeitet, immer noch für richtig." Im Gegensatz zur CDU-Führung befürchte er daher nicht, "daß ein Mindestlohn von sechs oder sieben Euro zu großen Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt führen würde". Ein zwar niedriger, aber einheitlicher gesetzlicher Mindestlohn sei besser "als eine jahrelange politische Diskussion um die Aufnahme jeder einzelnen Branche in das Entsendegesetz, das für diesen Zweck von der SPD mißbraucht wird", gab der CDU-Bundestagsabgeordnete zu bedenken.

 

Umweltzone: "Praktisch eine Enteignung"

BERLIN. Die Handwerkskammer Berlin (HWK) hat vor den existenzbedrohenden Auswirkungen der neuen Umweltzonen für mittelständische Betriebe gewarnt, wenn ab 2010 nur noch Fahrzeuge der Schadstoffgruppe 4 (Grüne Plakette) dort fahren dürfen. "Zwar sind viele der betroffenen Fahrzeuge erst wenige Jahre alt und wurden von verantwortungsvoll ihren Fuhrpark planenden Fahrzeugbetreibern für Nutzungsdauern von einem Jahrzehnt und weit darüber hinaus kalkuliert", erklärte HWK-Vorstand Anselm Lotz im Magazin Pro Firma. Doch ein Großteil der betroffenen Fahrzeuge lasse sich technisch leider nicht mit Abgasfiltern nachrüsten.

 

Zahl der Woche

7.142 Quadratkilometer - das sind zwei Prozent der Fläche der Bundesrepublik Deutschland - sollen bis zum Jahr 2020 wieder echte Wildnis werden. Vorbild hierfür ist das "Grüne Band" - ein Biotopverbund von internationaler Bedeutung entlang des ehemaligen "Eisernen Vorhangs". (Quelle: www.naturallianz.de)

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