© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/08 02. Mai 2008

Korruptionsskandal
Polen am Pranger
Richard Hausner

Als sich Polen und die Ukraine vor einem Jahr bei der Vergabe der Fußball-EM 2012 gegen das favorisierte Italien durchsetzten, hatte das vor allem zwei Gründe: die Korruption und die Gewalt in Italien. Nun steht der polnische Fußball wegen Korruption am Pranger (von der allseits präsenten Gewalt ganz zu schweigen). Wie schon 1998 und 2007, als das Sportministerium jeweils die komplette Verbandsführung suspendierte. Sowohl Fifa als auch Uefa verbitten sich jedoch die Einmischung der Politik, drohten mit dem Ausschluß Polens und zwangen so die Regierung zum Widerruf. Der Sumpf wurde nicht trockengelegt, sondern kommt mit ungeheurer Wucht daher: Fast allen Vereinen der ersten und zweiten Liga wird systematischer Betrug vorgeworfen. Endlich ist die Verbandsspitze zum Rücktritt bereit. Angesichts der Festnahme von über 100 Funktionären, Schiedsrichtern und Spielern entschuldigte sich Verbands-Präsident Michal Listkiewicz für die "wenig wirksame" Bekämpfung der Korruption. Entsetzt ist Nationaltrainer Leo Beenhakker, der um die Vorbereitung auf die EM im Juni bangt: "Wenn wir uns treffen, werden sich mindestens 50 Prozent der Gespräche um Korruption drehen." Das muß aber kein Nachteil sein. Auch Italiens Auftritt bei der WM 2006 war von einem großen Bestechungsskandal überschattet.

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