© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/08 16. Mai 2008

Meldungen

Heß-Flug, Himmlers Tod: ein Hauch von "Schtonk"

LONDON. So macht "Revisionismus" richtig Spaß - wenn man nämlich seine "Quellen" selbst produziert. Wie etwa der mit Büchern über den in Churchills "Friedensfalle" getappten Rudolf Heß (2003) und den auf Geheiß des Premiers vermeintlich "ermordeten" Heinrich Himmler (2005) mit großen Aplomb dem deutschen Leser präsentierte Londoner Historiker Martin Allen. Olaf Rose und andere zeithistorische "Querdenker" priesen Allens Kolportagen als "Sensationen". Aber auch Fälschungsvorwürfe wollten seit Erscheinen des Himmler-Buches nicht verstummen (JF 45/07). Die Leitung der britischen Staatsarchive ließ Ermittlungen anstellen, die nur mit Rücksicht auf Allens Gesundheit nicht zur Eröffnung eines Strafverfahrens führten. Die Archivleitung veröffentlichte jedoch zur Klarstellung Anfang Mai 29 Dokumente, die Allens "Enthüllungen" stützen sollten, auf ihrer Netzseite, die unzweideutig als Fälschungen klassifiziert werden und den Vermerk "Entfernt aus" tragen. Allen sieht sich selbst als Opfer des britischen Geheimdienstes, der ihm diese Fälschungen untergeschoben habe. Dies quittiert Ben Fenton im Rekurs auf frühe quellenkritische Monita des Berliner Historikers Ernst Haiger in einer Titelgeschichte für das Financial Times Magazine (Ausgabe vom 3. Mai) mit süffisant englischem Humor. Fraglich ist, ob der methodologisch durchaus legitime "Geschichtsrevisionismus" hierzulande endlich von derart unseriösen Versuchen im Stile Allens abläßt, die Historiographie der Sieger des Zweiten Weltkriegs nach "Schtonk"-Manier ins Wanken bringen zu wollen.

 

Der Linke: "Kriegsverrat war eine Ehrentat"

BERLIN. Bei einer Anhörung im Rechtsausschuß des Bundestages am 5. Mai über den Antrag der Fraktion Die Linke, Urteile gegen Wehrmachtsangehörige, die es unternahmen, "der feindlichen Macht Vorschub zu leisten und der Kriegsmacht des Reiches einen Nachteil zuzufügen", ohne weitere Prüfung pauschal aufzuheben, haben Union und FDP Widerstand angekündigt. Sie folgten damit den Argumenten der das Gremium beratenden Historiker Rolf-Dieter Müller (Potsdam) und Sönke Neitzel (Mainz). Diese wiesen anders als Wolfram Wette und Manfred Messerschmidt (beide Freiburg) darauf hin, daß Kriegsverrat nur "in Einzelfällen" politisch-moralisch motiviert und damit "aus heutiger Sicht" amnestierbar sei.

 

Erste Sätze

Es steht nicht gut um uns.

Hoimar v. Ditfurth: So laßt uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen: Es ist soweit, Hamburg 1985

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