© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/08 23. Mai 2008
Kolumne Was Zivilcourage bedeutet, wissen wir vom täglichen Kampf gegen Rechts, zuletzt in Mittweida. Michael Klonovsky wird gewußt haben, worauf er sich einließ, als er der JF, dem Zentralorgan der Zeit-Verdächtigen, ein Interview gab. Schlimmer noch: Klonovsky wagte es, die Rituale der erweiterten Bundesrepublik zu ironisieren. Er spielte mit dem Empörungsbedürfnis der Medieneinfalt. Er bewegte sich in der demokratischen Grauzone, irgendwo zwischen der Mitte der Gesellschaft und dem rechten Extremismus, in der Gesellschaft gestandener Krypto-Faschisten wie Eckhard Henscheid, Wilhelm Hankel und Olaf Henkel. Ein klarer Fall für die staatstragende Antifa, für Don Giovanni, Claudia Castigante und Ulla Jelpke. Jawoll, Zivilcourage ist gefordert, gegen SPDler, die gegen das Maulkorb-Verbot verstoßen, gegen Provokateure wie Klonovsky, gegen Rechts! Meine Beziehung zur JF geht auf eine Begegnung mit Dieter Stein zurück, den ich als integre Persönlichkeit und alles andere denn einen Rechtsextremisten, sprich vernagelten Verteidiger oder Verharmloser des Nazismus, kennenlernte. Wenn Stein sich als Rechtskonservativer versteht, ist das seine Sache, nicht meine. Ob meine JF-Beiträge das Etikett Renegat (K. Weißmann) verdienen, mögen die Leser beurteilen. Als sich vor Jahren die Antifa aus demokratischer Empörung heraus der JF annahm, (Drohungen, zerstörte Kiosks, zerstörte Pkws, zerstörte Druckerei), entdeckte sie auch mich als Zielobjekt (Brandsatz aus NVA-Beständen als Besuchsgeschenk). Daß die Mitarbeit bei der JUNGEN FREIHEIT den Marktwert auf dem bundesrepublikanischen Medienmarkt mindert, ist zu verschmerzen. Im Kreise anspruchsvoller Autoren und Autorinnen (keine Konzession ans bundesrepublikanische Neusprech) wächst die Lust zum Widerspruch gegen linksalternative Selbstbefriedigung. Einsamkeitsängste kommen nicht auf. Der Ärger über schwächere Ausgaben, exzessive Schwerpunktthemen ist meist schnell überwunden. Daß die nonkonforme JUNGE FREIHEIT allen Abwehr- und Abwertungsversuchen (Postille) zum Trotz allenthalben gelesen wird, ist erfreulich. Der von Edathy et al. verhängte Cordon sanitaire, die Große Koalition der Heuchelei bröckelt. Was mich seit langem irritiert, ist das berechtigte Monitum Klonovskys: In der JF gibts selten was zu lachen. Wo bleibt der ironische Biß? Die Humorlosigkeit der PC-Gouvernanten sollte dafür keine Entschuldigung sein.
Herbert Ammon lebt als Historiker und Publizist in Berlin. |