© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/08 06. Juni 2008

Meldungen

 Stasi-Ausstellung I: Kein Volk von Verrätern

BAYREUTH. Die Bundesbeauftragte für Stasi-Unterlagen der ehemaligen DDR, Marianne Birthler (60), hat vergangenen Donnerstag in Bayreuth eine Dokumentation zur Geschichte der Staatssicherheit eröffnet. Für die Bundesbehörde für die Stasi-Unterlagen sei es wichtig, über die Geschichte der Staatssicherheit aufzuklären, sagte sie in ihrem Grußwort. Die DDR im ganzen sei kein Volk von Verrätern gewesen. "Es gab auch in der DDR ein ungeschriebenes Gesetz, daß man Menschen nicht bespitzelt", sagte sie. Man wolle mit der Ausstellung Wirklichkeiten zeigen. Bayreuths Oberbürgermeister Michael Hohl (CSU) äußerte die Hoffnung, daß gerade junge Menschen die Ausstellung besuchen werden, da diese mit dem Stichwort DDR nichts mehr anfangen könnten. Die Dokumentation könne einer Verharmlosung der DDR entgegenwirken. "Es gibt keine bessere Medizin gegen Ostalgie", sagte er. Die Wanderausstellung präsentiert bis 20. Juni auf Tafeln und in Exponaten Aufgaben und Methoden des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Dabei wird erläutert, wie das MfS die Macht der SED in der DDR sicherte. Die Ausstellung ist montags bis freitags im Bayreuther Rathaus zu sehen. Sie wurde seit ihrer Eröffnung 1996 bereits in 75 Städten gezeigt, darunter auch in Ländern des ehemaligen Ostblocks. Die Stadt Bayreuth ist 2008 die einzige bayerische Sta-tion der Wanderausstellung.

 

Stasi-Ausstellung II: Persönliche Einblicke

BERLIN. "Bilder einer Seele" heißt eine neue Ausstellung zur ehemaligen zentralen Untersuchungshaftanstalt der DDR-Staatssicherheit in Berlin-Hohenschönhausen. Gezeigt werden Fotografien des Künstlers Matthias Melster, der selbst 1987 nach einem gescheiterten Fluchtversuch aus der DDR über Tschechien fünf Monate als politisch Verfolgter in diesem Stasi-Gefängnis saß. Mit seinen Fotos, die vom Spiel mit Schärfe und Unschärfe geprägt sind, will Melster persönliche Einblicke in das Gefühlsleben eines unschuldig Inhaftierten geben und damit Emotionen beim Betrachter wecken. Vor allem bewegt ihn die Frage, was es heute an den Orten der Demütigung zu sehen gibt. Mit der Ausstellung im Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg, die am Dienstag dieser Woche im Beisein der Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) und des wissenschaftlichen Direktors der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, eröffnet wurde, sollen Bilder der DDR-Justiz als Kontrast an einem Ort gezeigt werden, wo heute Recht gesprochen wird. Die Wanderausstellung macht hier nach der Vorstellung im Jahr 2005 in der Gedenkstätte und nach einem Gastspiel in Stettin ihre dritte Station. Sie ist bis 18. Juli 2008 zu sehen, der Eintritt ist frei.

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